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Mehrbootsystem mit 2x Ubuntu

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Artikel für fortgeschrittene Anwender

Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.

Wiki/Icons/ubuntu.pngWiki/Icons/kxubuntu.png Ist auf einem Rechner mehr als ein Betriebssystem installiert – wie z.B. Windows und Ubuntu –, spricht man von Dualboot. Dabei ist besonderer Augenmerk auf die beteiligten Bootloader und den verwendeten Bootmodus (UEFI bzw. "legacy"/BIOS) zu richten.

bm-1ubuntu.png

In diesem Artikel wird auf die Besonderheiten hingewiesen, die auftreten treten, wenn zwei Ubuntus im Spiel sind, egal, ob unterschiedliche oder gleiches Derivate, aber unterschiedliche Versionen zum Einsatz kommen.

Ferner wird beschrieben, wie bestimmte Präferenzen des Benutzers berücksichtigt werden können. Im vorgestellten Beispiel liegen ein DualBoot aus Ubuntu Version 18.04 und 20.04 sowie ein TripleBoot aus Bionic Beaver, Focal Mate und Focal Xubuntu in einer VirtualBox-Umgebung im EFI-Modus vor.

Booten im "legacy" Modus

Im "legacy" Modus gibt es nur einen eingeschränkten Weg zu einem gebooteten Betriebssystem:

  • Die Startroutine beim Einschalten des PC sucht zum Schluss auf dem in der Bootreihenfolge an erster Stelle stehenden Gerät (HDD/SSD, USB Flashkey) im ersten Sektor nach einem Bootloader und bringt damit den Bootprozess in Gang.

  • Dieser 512 Byte große Sektor kann aber nur einen Loader (sogar nur einen ersten Teil davon, "stage1") speichern.

  • als Folge davon muss man beim Installieren eine Entscheidung treffen, welcher Bootloader verwendet werden soll.

Bekannte Maßnahmen sind: Windows zuerst, dann Ubuntu installieren, weil der Loader grub bei Ubuntu in der Lage ist, Windows in sein Bootmenü aufzunehmen; es wird also dem grub der Vorrang gegeben. Selbst bei der Verwendung von 2x Ubuntu kann man schon bei der Installation festlegen, welcher grub "regiert", indem man dem anderen einen Ort zuweist, der beim Booten nicht relevant ist (z.B.: PBR), oder gleich ohne GRUB installiert. Ggf. ist für dasjenige System, dessen grub Menü nicht gezeigt werden soll, eine Neuinstallation von grub in einen Ort, welcher nicht der MBR ist, erforderlich → GRUB 2/Installation (Abschnitt „Grub-in-einen-anderen-Ort-als-den-MBR-installieren“).

Anders verhält es sich beim Booten im EFI Modus, wie im folgenden Abschnitt beschrieben.

Booten im EFI Modus

An Stelle des MBR tritt hier als Ort für den Bootloader die sog. ESP, eine spezielle Partition (→ GRUB 2/Grundlagen (Abschnitt „Mit-EFI“)). In dieser ist genug Platz für eine Koexistenz von mehreren Bootloadern, Windows und Ubuntu werden hier beide installiert, ohne gegenseitige Beeinträchtigung.

Zweites Ubuntu im System

Grubkonsole: set zeigt starre Prefix

Installiert man 2 mal Ubuntu im selben PC, wird dabei der Ort für den Bootloader <ESP>/EFI/ubuntu vom letztinstallierten System – bei allen *buntus 20.04 getestet, ohne "Server" – überschrieben. Wer z.B. sein (grub) Bootmenü besonders hergerichtet hat, verliert dieses automatisch mit der zusätzlichen Ubuntuinstallation. Grund dafür ist ein prefix, der beim Installieren von grub verwendet wird und nicht beeinflußbar ist.

Im Wikiartikel EFI Nachbearbeitung (Abschnitt „Zusaetzliches-Bootverzeichnis-erstellen“) kann man nachlesen, wie sich die beiden Ubuntu – ohne Nachbearbeitung – gegenseitig beim Booten beeinträchtigen

  • dasjenige, in welchem zuletzt eine vollständige Neuinstallation von grub (→ GRUB 2/Reparatur (Abschnitt „EFI-Installation“)) durchgeführt wurde, zeigt sich mit 'seinem' grub Menü. Eine solche Neuinstallation tritt auch immer dann ein, wenn neue grub Pakete von der Aktualisierungsverwaltung installiert werden.

  • Das Anlegen eines Ausweichortes für grub behebt zwar das Problem der gegenseitigen Störung, aber das so veränderte Ubuntu kann nunmehr ausschließlich über das Bootmenü des anderen gestartet werden, der neu entstandene NVRAM Eintrag ist so nicht zum Booten geeignet.

    • Ausnahme: Bei UEFI-Bootmodus ohne secure boot gibt es eine Manipulationsmöglichkeit → Grub 2/Konfiguration (Abschnitt „GRUB-DISTRIBUTOR“)

    • darüber hinaus kann man in den jeweiligen Installationen die Datei /etc/grub.d/30_os-prober manipulieren, um die damit gefundenen *buntus entsprechend jeweils ihrem GRUB_DISTRIBUTOR=… anzeigen zu lassen (→ Forumsbeitrag 9372078 ff.).

Wer dann später mal doch auf das andere Bootmenü umschwenken möchte, oder wer seine Betriebssysteme vollständig unabhängig von einander betreiben möchte, muss weitere Maßnahmen ergreifen.

Abhilfen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Hürde zu überwinden.

Installation des 2. *buntu ohne GRUB (in 23.04 nicht mehr verfügbar)

Eine einfache Methode, dennoch den Bootloader der Erstinstallation beizubehalten, ist, nach dem Start des Live-Mediums "Ubuntu ausprobieren" zu wählen und dann für die Installation des 2. Systems den Installationsassistenten Ubiquity aus einem Terminal heraus mit dem Schalter ubiquity -b zu starten. Dabei wird kein GRUB installiert, und somit auch keine Veränderung an <ESP>/EFI/ubuntu… vorgenommen. Das Starten des 2. Systems erfolgt dann stets über den vorhandenen Bootloader/manager des ersten Systems. Es ist dann – und nach jedem Kernel-Update im 2. System – allerdings erforderlich, im Primär-System ein sudo update-grub durchzuführen, um dessen GRUB-Menü entsprechend zu aktualisieren.

(vorläufige, nicht dauerhafte) Anpassung der grub.cfg

Man kann vorübergehend auch die grub.cfg in der ESP anpassen.

  • in das (eines derjenigen) System(e) starten, welches durch die zuletzt durchgeführte Installation "verdrängt" wurde.

    • mit sudoedit /boot/efi/EFI/Ubuntu/grub.cfg die zu verändernde Datei öffnen

    • in der Zeile search.fs_uuid b4e1d127-b9e1-46d6-a5ae-24b0783a08d6 root hd1,gpt1 die UUID und die root Nomenklatur anpassen.

Das ist allerdings nicht von Dauer, es wird beim nächsten update-grub wieder außer Kraft gesetzt.

Gewünschtes System an erster Stelle

Nach der Installation eines weiteren Ubuntu kann dasjenige, welches den gewünscht führenden grub enthält, gestartet werden.

  • Es ist dann wie folgt vorzugehen

    • falls vorhergehend schon einmal Veränderungen an /etc/default/grub "GRUB_DISTRIBUTOR=lsb_release -i -s 2> /dev/null || echo Debian" vorgenommen wurden, sind diese rückgängig zu machen auf den hier gezeigten Originalzustand.

    • (dabei sind jeweils die erforderlichen Verzeichnisse in <ESP>/EFI/ubuntu… anzulegen).

    • sudo update-grub nicht vergessen

    • mit

      sudo apt-get --reinstall install grub-common grub-efi-amd64 os-prober  

      diese Installation aktivieren.

  • die ander(en) Installation(en) starten, und gem. EFI Nachbearbeitung (Abschnitt „Zusaetzliches-Bootverzeichnis-erstellen“) jene deaktivieren.

  • Überprüfen und ggf. korrigieren der Einträge im NVRAM (Beachte: Nur Einträge, die auf …/File(\EFI\ubuntu\…) verweisen, können gebootet werden).

andere Herangehensweise

je eigene ESP

  • eigene ESP für jede (Ubuntu) Installation (→ tripel-ubuntu-mit-je-esp-gnome-mate-xubu.txt ⮷)

    • bei der jeweils folgenden (und weiteren) Ubuntuinstallation muss die bisherige esp-Markierung gelöscht und eine neu ESP angelegt werden.

    • nach Abschluss und Einrichtung der NVRAM Einträge sind die esp-Markierungen nicht mehr erforderlich, die NVRAM Einträge sollten ausreichen für den Bootvorgang. Es wird jedoch empfohlen, die zum führenden Betriebssystem gehörende Partition wieder als einzige EFI-System-Partition zu kennzeichnen.

extra ESP für jede Installation
3esp-gnome.png 3esp-mate.png 3esp-xubuntu.png
System Boot Manager zeigt drei Einträge
gnome mate xubuntu
3xefi-ubuntu-jammy.png
3x Jammy mit eigenen ESP auf einer HDD
  • Über das EFI Menü resp. die Bootreihenfolge lässt sich die/das gewünschte Version / Derivat starten

Alternativer Bootloader/Manager

intern

extern

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