EFI Deinstallieren
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 22.04 Jammy Jellyfish
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Achtung!
Dieser Artikel ist nur für Rechner mit einem EFI Bootmanagement und darauf basierendem Betriebssystemen anwendbar!
Es werden hier die speziellen Möglichkeiten beschrieben, ein im EFI-Modus installiertes Betriebssystem selektiv vom Rechner zu entfernen, ohne dabei weitere Betriebssysteme in ihrer Funktionalität zu beeinflussen.
Wer Ubuntu auf älterer Hardware deinstallieren möchte, kann ggf. in Archiv/Ubuntu entfernen Hinweise finden.
Seit mehreren Jahren kommen zunehmend Computer-Systeme auf den Markt, die mit einem (U)EFI statt mit dem lange Zeit genutzten BIOS-Firmware ausgestattet sind.
Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragen bei der Deinstallation von Ubuntu und dem Zusammenspiel speziell mit einem parallel installierten Windows bzw. auch umgekehrt beim Entfernen vom Windows- und dem Erhalt vom Ubuntu-Betriebssystem.
Einführung¶
Möchte man ein Betriebssystem von seinem Rechner entfernen, so wird man in der Regel einfach
seine Daten sichern
die Festplatte(n) löschen
eine neue Partitionstabelle anlegen
neu formatieren / installieren
Das ist aber nicht gegeben, wenn man auf seinem Rechner zwei (oder mehr) Betriebssysteme eingerichtet hat, in der Regel ein Dualboot.
Wollte man das zweite Betriebssystem nur ausprobieren, so verwendet man, solange man den Rechner nicht weiter verändern will:
ein Live-System als Desktop-CD bzw. USB-Stick
auf einem System im BIOS-Modus
Eine native Installation auf einem Rechner im BIOS-Modus greift immer in die Basis ein und beeinflusst das Bootverhalten - es wird unter GRUB 2 u.a. ein neuer MBR gesetzt.
Anders sieht es aus, wenn man einen Rechner mit einem EFI Bootmanagement hat, dann kann man (im Prinzip) beliebig viele Betriebssysteme auf diesem Rechner installieren, betreiben sowie wenn erforderlich auch deinstallieren, ohne das diese sich gegenseitig beeinträchtigen.
Experten-Info:
Eingeschränkt wird diese Unabhängigkeit der Betriebssysteme innerhalb eines EFI Bootmanagement nur durch die interne System-ID (ubuntu, kubuntu, linuxmint usw.). Hier muss man dann manuell eingreifen und Regeln aufstellen, welches der Betriebssysteme das primäre und welche die sekundären sind - es kann außerhalb des EFI-Menü nur ein (GRUB 2)-Bootmenü geben - siehe dazu auch Bootverzeichnis.
Auch ist vor einer selektiven Deinstallation in einem "Multiboot-System" das Bootloader-Management zu überarbeiten / neu zuzuordnen.
Die nachfolgende Beschreibung berücksichtigt jeweils nur das Entfernen eines Betriebssystemes aus einem Dualboot. Dazu ist in beiden Fällen das Ubuntu (bzw. Derivat) normal zu starten und alle Befehle dann in einem Terminal [2] am Desktop auszuführen.
Hinweis:
Zum Wechsel in die Verzeichnisstruktur der EFI-Partition muss mit mit Root-Rechten gearbeitet werden. Am bequemsten wechselt man dazu in eine Root-Shell.
Ubuntu entfernen¶
Um das Ubuntu bzw. eines der Derivate vom Rechner zu entfernen, werden am Desktop die nachfolgenden Schritte ausgeführt:
Es ist dabei darauf zu achten, ob diese Beschreibung mit den real vorhandenen Gegebenheiten übereinstimmt um ggf. bei Abweichnungen vorab zu prüfen, was dann alternativ zu tun ist. Das ist begründet in der zur Zeit noch unterschiedlichen Auslegung vom EFI-BIOS bei den diversen Herstellern und daraus resultierenden Abweichungen bei der Installation.
Es wurden in den einzelnen Befehlsfolgen zur Überprüfung geeignete Abfragen eingearbeitet
gekennzeichnet mit
##Abfrage
die über den aktuellen Sachstand für die folgenden Befehle informieren und keine Veränderung vornehmen.
Das Terminal kann man bis zum Ende der Sitzung geöffnet halten.
EFI-Partition bereinigen¶
Zur Anzeige der in der EFI-Partition vorhandenen Verzeichnisse und damit der bootfähigen Systeme:
cd /boot/efi/EFI ls -la ##Abfrage!
Hier sollten jetzt mindestens die Verzeichnisse Boot, ubuntu, Microsoft erscheinen. Desweiteren können auf der EFI-Partition auch noch Hersteller spezifische Einträge für die Wiederherstellung (Recovery) vorhanden sein bzw. sofern man noch eigene Verzeichnisse angelegt hat auch diese. Nun entfernt man alle mit der Installation von Ubuntu im Zusammenhang stehenden Verzeichnisse mit:
rm -rf ubuntu rm -rf <eigenes Verzeichnis> cd /
Gleich im Anschluss führt man dann, ohne das Termial vorher zu verlassen, die Bereinigung des NVRAM durch.
NVRAM von Ubuntu bereinigen¶
Um das NVRAM wieder für zukünftige Verwendung zu bereinigen, gibt man zur Information in das Terminal [2] ein:
efibootmgr ##Abfrage!
Hier kann man nun die Einträge herausfinden, die für das Ubuntu angelegt wurden - das können durchaus mehrere sein, die Ausgabe kann beispielhaft wie folgt aussehen:
BootCurrent: 0002 Timeout: 1 seconds BootOrder: 0002,0004,0000,0005,0006,0007,0008,000A Boot0000* SAMSUNG SSD 830 Series Boot0002* Precise Pangolin Boot0004* Windows Boot Manager Boot0005* SAMSUNG SSD 830 Series Boot0006* ST3500413AS Boot0007* Hitachi HTS545050B9A300 Boot0008* Optiarc DVD RW AD-7290H Boot000A* ubuntu
Nun entfernt man nur die Einträge, die das Ubuntu betreffen, (dem Beispiel folgend) mit der Eingabe in das Terminal [2] von:
efibootmgr -b 000A -B efibootmgr -b 0002 -B
Nach jeder Eingabe werden die verbliebenen Einträge im NVRAM zur Kontrolle angezeigt. Sind noch weitere Einträge vom Ubuntu bzw. eigener Einträge vorhanden, so muss man diese analog zum obigen Befehl (laufende Nummer beachten) gleichfalls entfernen.
Damit das Windows dann beim nächsten Start wieder automatisch startet, sollte man dieses bei noch weiteren, intern bedingten Einträgen, auf die erste Position in der Liste der BootOrder bringen, sofern das nicht schon automatisch erfolgte.
efibootmgr -o 0004,0000,0005,0006,0007,0008
Experten-Info:
Man darf nur Einträge im NVRAM löschen, die man eindeutig einem Betriebssystem / Installation zuordnen kann. Einträge wie im obigen Beispiel mit den laufenden Nummern 0000,0005,0006,0007,0008
dürfen nicht manuell im efibootmgr gelöscht noch anderweitig verändert werden.
Partitionen freigeben¶
Achtung!
Die EFI-Partition darf nicht gelöscht noch anderweitig verändert werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass das Windows oder andere Betriebssysteme nicht mehr starten.
Alle anderen Partitionen, die vom Ubuntu benutzt werden, muss man dann anschließend
in einem Livesystem
im Windows
entfernen bzw. einer anderen Verwendung zuweisen.
Dazu startet man das Windows und öffnet am Desktop die Systemsteuerung, gibt dort in die Suchzeile:
"Verwaltung" ein → mit ⏎ abschließen
"Festplattenpartitionen erstellen und formatieren" → mit der -Taste auswählen
und dort dann die Datenträger / Partitionen der zukünftigen Verwendung entsprechend bearbeiten.
Windows entfernen¶
Um das Windows vom Rechner zu entfernen, werden am Ubuntu Desktop die nachfolgenden Schritte in der angegeben Reihenfolge ausgeführt:
Es ist dabei darauf zu achten, ob diese Beschreibung mit den real vorhandenen Gegebenheiten übereinstimmt um ggf. bei Abweichnungen vorab zu prüfen, was dann alternativ zu tun ist. Das ist begründet damit, dass das Windows in den verschiedenen Ausgaben Windows7, Windows8 bzw. Windows8.1 unterschiedliche Partitionen anlegt / benutzt:
EFI-Partition
System-reserviert
Wiederherstellung
Partition C: für das Betriebssystem
die durch weitere vom Hersteller genutzte Partitionen, wie z.B. "Recovery"-Optionen ergänzt sein können. Diesen Sachverhalt muss man sehr sorgfältig klären, bevor man irgend etwas verändert / löscht.
Partitionen freigeben¶
Achtung!
Die EFI-Partition darf nicht gelöscht noch anderweitig verändert werden, ansonsten besteht die Gefahr, dass das Ubuntu oder andere Betriebssysteme nicht mehr starten.
Nachdem man eindeutig geklärt hat, welche Partitionen vom Windows benutzt werden, kann man diese mit GParted oder mit der Laufwerksverwaltung
aushängen
bearbeiten / löschen
EFI-Partition bereinigen¶
cd /boot/efi/EFI ls -la ## Abfrage!
Hier sollten jetzt die Verzeichnisse Boot, ubuntu, Microsoft erscheinen bzw. sofern man noch eigene Verzeichnisse angelegt hat auch diese. Nun leert man das Verzeichnis Boot und entfernt das Verzeichnis Microsoft mit:
rm -f Boot/* rm -rf Microsoft cd /
NVRAM von Windows bereinigen¶
Man muss nun das Ubuntu neu starten - auch um zu testen, dass dieses noch einwandfrei startet - denn nur so kann man den folgenden Schritt ausführen.
Man öffnet am Desktop ein Terminal [2] und gibt dort ein:
efibootmgr ## Abfrage!
Man erhält nun eine Liste der im NVRAM eingetragenen Betriebssysteme und Hardwarekomponeneten, aus der man dann die Einträge für Windows identifizieren muss. Danach kann man diese (dem Beispiel folgend) aus der Liste löschen mit:
efibootmgr -b 0004 -B
Damit das Ubuntu dann beim nächsten Start wieder automatisch startet, sollte man dieses bei noch weiteren, intern bedingten Einträgen, auf die erste Position in der Liste der BootOrder bringen, sofern das nicht schon automatisch erfolgte. Dem Beispiel folgend im Terminal [2] mit:
efibootmgr -o 000A,0002,0000,0005,0006,0007,0008
Alles löschen¶
Will man ohnehin den gesamten Rechner neu aufsetzen, so muss man diesen mit
einem Livesystem starten
und am Desktop dann mit GParted bzw. der Laufwerksverwaltung einfach eine neue
anlegen.
Hinweis:
Für diese Arbeiten wird dringend empfohlen, ein Ubuntu zu verwenden - nicht alle Derivate können Festplatten mit GPT bearbeiten!
Je nach geplanter weiterer Verwendung entweder als
Damit kann man dann eine neue Installation durchführen.
Links - intern¶
EFI_Bootmanagement Übersicht zur Artikelserie
EFI_Grundlagen - Alles Wissenwerte rund um Ubuntu mit einem (U)EFI-BIOS]
EFI_Installieren - Hinweise vor einer und zur Installation
EFI_Nachbearbeitung - Hinweise und Maßnahmen nach einer Installation
EFI Modus umstellen - Umstellung der Boot-Modi von (U)EFI nach BIOS
Das EFI_Werkzeug - (U)EFI-Menü einstellen und prüfen
EFI_Problembehebung - eine Sammlung von Erfahrungen, Fragen und Abhilfen
UNetbootin - Eine ISO-Datei auf einen USB-Stick bringen
Startmedienersteller - Eine ISO-Datei auf einen USB-Stick bringen
Links - extern¶
UEFI - Unified Extensible Firmware Interface
UEFI Spezifikation 🇬🇧 - Aufbau und Grundsätze
NVRAM - Non-Volatile Random-Access Memory