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TiMidity

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./timidity_logo.png TiMidity 🇬🇧 ist ein unter GPL herausgegebener Software-Synthesizer, der MIDI-Dateien entweder direkt abspielt oder aber als Tonerzeuger für einen Sequenzer wie z.B. Rosegarden dient. Das Programm verwendet Gravis Ultrasound-kompatible Patch-Dateien oder Soundfonts (.sfx, .sf2), um Audiodaten aus MIDI-Dateien zu generieren. So können die erzeugten Daten in Echtzeit über ein Audiogerät abgespielt werden oder in einer Datei abgespeichert werden. Beim Abspielen in Echtzeit kann TiMidity die Textinformationen, die in KAR- oder WRD-Dateien enthalten sind, anzeigen.

Unterstützte MIDI-Dateiformate:

Installation

Das Programm ist in den offiziellen Paketquellen vorhanden. Folgendes Paket muss installiert [1] werden:

  • timidity (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install timidity 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://timidity

Hier muss zum Abspielen nicht erst ein SoundFont installiert werden, denn TiMidity bewältigt diese Aufgaben selbst. Allerdings ist das von TiMidity als Standard benutzte Soundfont nicht sehr umfangreich, so dass beim Abspielen von MIDI-Dateien oft einzelne Instrumente nicht zu hören sind. Mehr Spaß macht TiMidity mit dem Soundfont:

  • fluid-soundfont-gm (universe, ca. 120 MiB)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install fluid-soundfont-gm 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://fluid-soundfont-gm

In der Datei /etc/timidity/timidity.cfg muss für dieses Soundfont die Zeile

source /etc/timidity/freepats.cfg

geändert werden in [5]

source /etc/timidity/fluidr3_gm.cfg

Dazu benötigt man Root-Rechte.

Für weitere grafische Benutzeroberflächen muss evtl. das Paket installiert werden:

  • timidity-interfaces-extra (universe, ca. 246kB)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install timidity-interfaces-extra 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://timidity-interfaces-extra

Benutzung

Das Programm bietet sehr umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten, von denen in diesem Artikel nur die wichtigsten dargestellt werden sollen. Für über die Informationen in diesem Artikel hinausgehende Fragestellungen empfiehlt sich der Blick in die sehr umfangreichen Manpages:

man timitidy 

TiMidity wird normalerweise auf der Kommandozeile verwendet. Der allgemeine Befehl zum Abspielen von MIDI-Dateien lautet:

timidity OPTIONEN DATEI [DATEI1 DATEI2...] 

Beispiel:

timidity midi.mid 

Dateinamen

Folgende Adressdaten/Dateinamensformen sind zugelassen:

Übersicht über die Dateinamensmöglichkeiten
Dateinamensform Bedeutung
/PFAD/ZUR/DATEI/DATEINAME MIDI-Datei aus einem bestimmten Pfad auslesen
dir:ORDNER
oder
ORDNER/
Alle MIDI-Dateien im Ordner abspielen
http://ADRESSE/DES/NETZWERKS/midi.mid
oder
ftp://ADRESSE/DES/NETZWERKS/midi.mid
Spielt die Datei midi.mid, welche in der URL angegeben ist, ab.
ARCHIVDATEI Die Dateien aus einem Archiv extrahieren und abspielen.
ARCHIVDATEI#MIDI-DATEINAME Bestimmte MIDI-Datei (auch Platzhalter, keine Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung) aus Archiv abspielen.

Beispiele:

  • Spielt datei.mid in archiv.zip ab:

    timidity archiv.zip#datei.mid 
  • Spielt alle Dateien in archiv.lzh, welche mit dem Platzhalter *.mid übereinstimmen, ab:

    timidity archiv.lzh#*.mid 
  • Spielt alle MIDI-Dateien in archiv.tgz ab. Der Ausdruck archiv.tgz#* hat die gleiche Funktion wie archiv.tgz:

    timidity archiv.tgz#* 

    Folgende Archivdateitypen werden unterstützt:

  • TAR (.tar)

  • TAR+GZIP (.tar.gz, .tgz)

  • ZIP (.zip)

  • LZH/LHA (.lzh, .lha (lh0, lh1, lh2, lh3, lh4, lh5, lh6, lz4, lzs und lz5))

Ansichtsoptionen

TiMidity mit einer grafischen Benutzeroberfläche starten

  • GTK+ Interface:

    timidity -ia 
  • X Athena Widget Interface:

    timidity -ig 
  • Tcl/Tk-Interface:

    timidity -ik 

./timidity-ia.png ./timidity-ig.png ./timidity-ik.png
GTK+ Interface X Athena Widget Interface Tcl/Tk-Interface"

TiMidity im Terminal starten

  • ncurses-Textoberfläche:

    timidity -in 

  • S-Lang Interface:

    timidity -is 

Das Beenden der jeweiligen Terminal-Oberflächen erfolgt mit der Taste Q .

Zusatzoptionen zu den grafischen Oberflächen

Für einige Oberflächen sind Zusatzoptionen ins Programm eingearbeitet, die direkt an die ausgewählte Interface-Option angehängt werden und weitere grafische Abspielinformationen bereitstellen.

Übersicht über die Zusatzoptionen
Kurzform Langform Bedeutung
v Erhöht die Ausführlichkeit der ausgegebenen Informationen (verbose).
q Reduziert die Ausführlichkeit der ausgegebenen Informationen (Standardeinstellung; quiet).
t Blendet den Ablaufverfolgungsmodus (trace-mode) ein, der Echtzeit-Informationen zu den einzelnen Kanälen anzeigt.
l --[no-]loop Abspielen in Endlosschleife; einige grafische Oberflächen ignorieren diese Option (möglich z.B. im S-Lang Interface).
s --[no-]sort Sortiert vor dem Abspielen die Eingabedateien in alphabetischer Reihenfolge.
r --[no-]random Randomisiert die Reihenfolge der Eingabedateien und spielt in zufälliger Abfolge ab.

Klang-Spektrogramm

Mit der Option -g n bzw. --spectrogram=n lässt sich in einem separaten Fenster ein Klang-Spektrogramm (Sonagramm) zur Frequenzanalyse einblenden. Der Wert für n definiert das Auffrischungsintervall des Spektrogramms in Sekunden. Dies Funktion steht nur bei laufendem X-Window-System zur Verfügung.

Tipp: Je nach Musikstück können auch Werte kürzer als 1 Sekunde, z.B. 0.2 oder 0.5, sinnvoll sein.

Manipulationsoptionen

Das Programm TiMidity bietet noch andere interessante Abspieloptionen, die der Abspiel- und Klangmanipulation dienen.

Manipulationsoptionen
Kurzform Langform Bedeutung
-K n --adjust-key=n Transponiert die Musik um n Halbtöne nach oben oder nach unten. Möglich für n sind Werte von -24 bis 24.
-H n --force-keysig=n Ändert die Tonart: die MIDI-Wiedergabe wird in die Tonart mit der durch n festgelegten Anzahl von Kreuzvorzeichen (falls n positiv) oder b-Vorzeichen (falls n negativ) transponiert. Für n sind Werte von -7 bis 7 zugelassen. Beispiel: wenn n den Wert 1 hat, wird die MIDI-Wiedergabe nach G-Dur/e-moll (1 Kreuzvorzeichen) transponiert.
-p n --polyphony=n Reduziert die Mehrstimmigkeit (maximale Anzahl der simultan abgespielten Stimmen) auf den Wert von n.
-Q n[,...] --mute=n[,...] Schaltet Kanal n aus. Mehrere auszublendende Kanäle werden durch Komma ‘,’ getrennt. Ist der Wert für n gleich 0, werden alle Kanäle ausgeschaltet. In diesem Fall können einzelne Kanäle durch Angabe eines negativen Werts wieder eingeblendet werden. Beispiel: die Option -Q 0,-3 schaltet alle Kanäle ab, blendet den Kanal 3 jedoch wieder ein, so daß nur dieser zu hören ist.
-R n Aktiviert Halleffekt. Die Dauer des Nachhalls wird durch den Wert n in Millisekunden angegeben. Wenn für n der Wert 0 eingegeben ist, wählt TiMidity automatisch den vorgegebenen Standardwert von 800ms.
-T n --adjust-tempo=n Konfiguriert das Abspieltempo auf n%
-Zpure Versucht je nach Eingabedatei in reiner (d.h. in nicht gleichstufig temperierter) Stimmung abzuspielen.
-D n --drum-channel=n Markiert den Kanal n als Schlagzeugkanal, d.h. statt eines Instrumentenklangs wird ein Schlagzeugklang ausgegeben. Wenn ein Kanal mittels -n negativ markiert ist, wird er explizit als instrumentaler Kanal wiedergegeben. Hat n den Wert 0 zugewiesen bekommen, werden alle Kanäle als instrumental markiert.
-A n -amplification=n Verstärkung: Multipliziert die Lautstärke der Wiedergabe um n%. Erlaubt für n sind Werte von 0 (kein Klang) bis 800. Voreingestellter Standardwert ist 70%. Höhere Verstärkung erzeugt lauteren Klang.
-A ,m --drumpower=m Schlagzeuglautstärke: Spezifiziert die Lautstärke des Schlagzeugkanals in Relation zu den anderen Kanälen. Erlaubt für m sind Werte von 0 (kein Klang) bis 800.
-A a --[no-]volume-compensation Lautstärkeausgleich: Optional kann der Buchstabe a oder der Zusatz --volume-compensation angefügt werden. Dies weist TiMidity an, die Lautstärke automatisch zu regulieren. Dies erlaubt eine Vergrößerung des Dynamikbereichs.
Tipp: Die Optionen zu Verstärkung, Schlagzeuglautstärke und Lautstärken-Kompensierung können beliebig kombiniert werden (siehe Beispiele zu Abspieloption -A)

Beispiele zu Abspieloption -A (Verstärkung, Schlagzeuglautstärke und Lautstärkeausgleich):

  • -A90: Abspiellautstärke 90%, Schlagzeuglautstärke Standard 100%, Lautstärkeausgleich aus.

  • -A,120: Abspiellautstärke Standard 70%, Schlagzeuglautstärke 120%, Lautstärkeausgleich aus.

  • -A90,120: Abspiellautstärke 90%, Schlagzeuglautstärke 120%, Lautstärkeausgleich aus.

  • -Aa: Abspiellautstärke Standard 70%, Schlagzeuglautstärke Standard 100%, Lautstärkeausgleich ein.

  • -A90a: Abspiellautstärke 90%, Schlagzeuglautstärke Standard 100%, Lautstärkeausgleich ein.

  • -A,120a: Abspiellautstärke Standard 70%, Schlagzeuglautstärke 120%, Lautstärkeausgleich ein.

  • -A90,120a: Abspiellautstärke 90%, Schlagzeuglautstärke 120%, Lautstärkeausgleich ein.

Konvertieren

TiMidity kann MIDI-Dateien mittels des Schalters -O in andere Formate umwandeln. Die Eingabedatei wird hierbei direkt angegeben. Die Ausgabedatei wird durch den Parameter -o definiert. Das Umwandeln von MIDI-Dateien in ein anderes Format erfolgt prinzipiell nach dem Schema

timidity -O[AUSGABEOPTIONEN][ZUSATZOPTIONEN] EINGABEDATEI -o AUSGABEDATEI 

Ausgabeoptionen

Die Ausgabeoptionen werden an den Befehlsteil -O direkt angefügt. Mögliche Ausgabeoptionen zu -O sind:

Übersicht über die an -O anhängbaren Ausgabeoptionen
Option Bedeutung
r raw waveform generieren.
u Generiere Sun Audio Daten (.au)
a Generiere AIFF-Daten
w Ausgabe im RIFF WAVE-Format
v OGG/Vorbis
F FLAC
S Speex

Zusatzoptionen

Zusätzliche Formatoptionen können an die Anweisung -O[AUSGABEOPTION] direkt angefügt werden:

Übersicht über die Zusatzoptionen
Kurzform Langform Bedeutung
S --output-stereo Stereo
M --output-mono Mono
s --output-signed Vorzeichenbehaftete Ausgabe
u --output-unsigned Nicht-Vorzeichenbehaftete Ausgabe
8 --output-8bit 8-bit Sample-Breite
1 --output-16bit 16-bit Sample-Breite
2 --output-24bit 24-bit Sample-Breite
l --output-linear Lineare Codierung
U --output-ulaw u-Law (8-bit) Codierung
A --output-alaw A-Law encoding
x --[no-]output-swab [nicht-]bytevertauschte Ausgabe

Hinweis:

Einige Optionen haben in einigen Konvertierungsmodi keinen Effekt. Zum Beispiel ist es nicht möglich, eine RIFF WAVE-Datei mit Zusatzoption output-swab zu erstellen oder auf einem Linux PCM-Gerät einen uLaw-Output zu erzwingen.

Beispiele:

  • Umwandeln von MIDI-Dateien ins WAV-Format:

    timidity -OwS input.mid -o output.wav 
  • Umwandeln von MIDI-Dateien nach u-Law:

    timidity -OrU input.mid -o output.wav 
  • Umwandeln von MIDI-Dateien nach PCM 16-bit signiert linear:

    timidity -Or1sl input.mid -o output.wav 
  • Umwandeln von MIDI-Dateien nach PCM 8-bit unsigniert linear:

    timidity -Or8ul input.mid -o output.wav 

Weitere Programmoptionen:

  • -h, --help zeigt Hilfe-Informationen ab.

  • -v, --version informiert über die Programmversion und die Lizenzbedingungen.

Serverfunktionalität

TiMidity ist als Server startbar, um anderen Programmen (wie pmidi) einen Port anzubieten:

timidity -iA -B2,8 -Os1l -s 44100 

Wenn man TiMidity nur ab und zu nutzen möchte und auch mal ein Sequenzer-Programm einsetzen möchte, kann man sich ein kleines Skript, zum Beispiel startmidi schreiben:

sudo modprobe snd-seq-device
sudo modprobe snd-seq-midi
sudo modprobe snd-seq-oss
sudo modprobe snd-seq-midi-event
sudo modprobe snd-seq
timidity -iA -B2,8 -Os1l -s 44100

Um die Datei ausführbar zu machen:

chmod 755 startmidi 

Nun kann man einfach das Skript starten und hat sofort ein MIDI-Ausgabegerät zum Beispiel für den Sequenzer Rosegarden zur Verfügung. Nach dem Ausführen bekommt man die Ausgabe:

        Timidity starting in ALSA server mode
        Opening sequencer port 128:0 128:1

Falls es beim Abspielen "ruckelt", kann man die Reverb und Chorus wie folgt abschalten:

timidity -iA -B2,8 -Os1l -s 44100 -EFreverb=0 -EFchorus=0 

Ein Blick in die Manpage lohnt sich auf jeden Fall.

Diese Revision wurde am 3. Mai 2021 19:39 von noisefloor erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Audioplayer, Multimedia, Notensatz, Midi, ungetestet