Devilspie
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Devil’s_Pie ist ein Fenstererkennungs-Programm, welches die Funktionalität von Fenstermanagern erweitern kann. Inspiriert vom Sawfishs "Matched Windows"-Feature erkennt es Fenster, wenn sie geöffnet werden und verändert diese je nach Einstellung.
Auf einem typischen Desktop erfüllt Devil's Pie z.B. folgende Aufgaben:
Der Webbrowser startet immer auf der dritten Arbeitsfläche und erscheint nicht in der Taskliste
Der Chat-Client hat ein Systray-Plugin, startet immer auf der sechsten Arbeitsfläche und erscheint nicht in der Taskliste
der RSS-Reader erscheint ebenfalls nicht in der Taskliste
Die Weiterentwicklung konzentriert sich auf den Nachfolger Devilspie2 🇬🇧, dessen Syntax jedoch nicht mit Devil's Pie kompatibel ist.
Installation¶
Devil's Pie ist in den offiziellen Paketquellen enthalten und kann über folgendes Paket installiert [1] werden:
devilspie (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install devilspie
Oder mit apturl installieren, Link: apt://devilspie
Devil's Pie starten¶
Das Programm wird mit dem Befehl devilspie
gestartet [2]. Dadurch wird der Devil's-Pie-Daemon geladen, wodurch die Konfigurationsdateien eingelesen werden. Diese müssen jedoch zuvor erstellt werden. Damit der Manager auch bei jedem Anmelden gestartet wird, sollte man ihn dem Autostart [3] hinzufügen.
Konfiguration¶
Devil's Pie liest die Konfiguration aus .ds-Dateien, die man im Homeverzeichnis im Ordner ~/.devilspie/ ablegen muss. Sollte das Verzeichnis nicht existieren, legt man es einfach an. Um mehrere Bedingungen in einer Datei oder mehrere Anweisungen innerhalb einer Bedingung zu verwenden, muss man das begin
-Konstrukt verwenden! Als Beispiel wird die Datei firefox.ds vorgestellt, mit der Firefox auf der Arbeitsfläche 2 gestartet wird [4]:
( if (is (application_name) "Firefox") (set_workspace 2) )
Das nächste Beispiel macht die Pidgin-Buddyliste mit der Größe 340×630 an der Position (4,150) auf allen Arbeitsflächen sichtbar (pin)
:
( if (and (is (application_name) "pidgin") (is (window_name) "Buddy-Liste") ) (begin (pin) (geometry "340x630+4+150") ) )
Ein weiteres Beispiel versteckt das Evolution-Fenster in der Fensterleiste:
( if (and ( matches (application_name) "evolution" ) ( matches (window_name) "^.*-.Evolution" ) ) (begin ( println "--[ Evolution ]--" ) ( pin ) ( skip_tasklist ) ( minimize ) ) )
Folgendes Beispiel öffnet Thunar und das GNOME-Terminal immer maximiert:
( begin (if (is (application_name) "Thunar") (maximize) ) (if (is (application_name) "Terminal") (maximize) ) )
Damit nur die Fenster des Dateimanagers maximiert werden, die auch Dateien anzeigen (also z.B. nicht "Neue Datei erstellen.."), können reguläre Ausdrücke verwendet werden, indem man den Operator matches
benutzt:
( if (and (is (application_name) "Thunar") (matches (window_name) ".+Dateimanager") ) (maximize) )
Um die Fensterdekoration (d.h. Rahmen und Titelleiste) aller Fenster zu entfernen, genügt (z.B. undecorate.ds):
(undecorate)
Bei manchen Anwendungen steht der Name, mit denen sie aufgerufen werden, an anderer Stelle. So sind die folgenden Programme wie folgt zu identifizieren:
Programm | Beispiel für die Identifizierung |
gedit | (if (and (is (application_name) "Text Editor" ) (is (window_class) "Gedit" ) ) (set_workspace 4) ) |
gnome-terminal | (if (and (is (application_name) "Terminal" ) (is (window_class) "Gnome-terminal") ) (set_workspace 4) ) |
Weitere Aktionen, die innerhalb von begin
stehen können, sind
Aktion | Wirkung |
fullscreen | Vollbild-Modus |
focus | Setze Fokus |
center | Zentrieren |
minimize | Minimieren |
maximize | Maximieren |
maximize_vertically | Vertikal maximieren |
maximize_horizontally | Horizontal maximieren |
shade | Rollen |
unshade | Entrollen |
close | Schließen |
pin | Pin(Sticky)Modus |
unpin | Pin Modus beenden |
skip_pager | Nicht im Pager anzeigen |
skip_tasklist | Nicht in Taskleiste anzeigen |
above | Vordergrund (top) |
below | Hintergrund (hinter anderen Fenstern) |
undecorate | Fensterdekoration entfernen |
wintype TYPE | Fensterdekoration ändern (TYPE kann sein normal , dialog , menu , toolbar , splashscreen , utility , dock , desktop ) |
geometry GEO | Größe und Position, BxH+X+Y ( GEO kann z.B. sein: 300×200+0-22 ; 800x600“ ; +17+2 ) |
print text | Gibt den Text auf die Standard-Schnittstelle aus (ohne eine Zeilenschaltung am Ende), sinnvoll für Debug-Zwecke. |
println text | Gibt den Text auf die Standard-Schnittstelle aus (mit einer Zeilenschaltung am Ende), sinnvoll für Debug-Zwecke. |
set_workspace n | Verschiebt die Anwendung beim Start auf die Arbeitsfläche n. Die Desktop-Effekte müssen unter gnome abgeschaltet sein damit es wirkt. |
set_viewport n | Wie set_workspace , nur funktioniert es auch mit Desktopeffekten. |
Sollte man sich nicht sicher sein, ob die erstellten Konfigurationsdateien korrekt eingelesen werden können, kann dies mit dem Parameter --debug
überprüft werden:
devilspie --debug
Mit (debug)
in einer .ds-Datei kann man sich die aktuellen Fenster ausgeben lassen. Eine sehr ausführliche englische Anleitung (Stand 2010) findet man unter wiki.foosel.net 🇬🇧 (archivierte Version).
Fenster identifizieren¶
Wie aber findet man den benötigten Programmnamen (application_name
) oder, um genauer zu differenzieren, den Titel (window_name
) heraus?
Der Programmname entspricht der WM_CLASS 🇬🇧. Also öffnet man ein Terminal [5] und gibt folgenden Befehl ein:
xprop | grep WM_CLASS\(STRING\)
Daraufhin verändert sich der Mauszeiger. Danach einfach auf das gewünschte Fenster klicken.
Der Titel wird in der Fensterdekoration oben angezeigt. Alternativ kann man ihn mit folgendem Befehl herausfinden:
xprop | grep WM_NAME\(STRING\)
Für den Fall, dass ein Programm viele "Floating Windows" verwendet, die zu allem Überfluss auch noch variierende Titel verwenden, kann man für das Devil's-Pie-Skript anstatt application_name
oder window_name
auch window_role
als Identifizierung verwenden:
xprop | grep WM_WINDOW_ROLE\(STRING\)
Ein konkretes Anwendungsbeispiel hierfür wäre GIMP bis Version 2.6, dessen Dock und Bildfenster nicht über die beiden oben genannten Identifizierungsmöglichkeiten von Devil's Pie angesprochen werden können.
Sollte die oben beschriebene Methode zur Identifikation von Fenstern nicht funktionieren, muss eine .ds Datei im ~/.devilspie-Ordner mit dem Inhalt (debug)
erstellt werden. Ist dies gemacht, wird nun devilspie im debug-Modus durch die Eingabe von
devilspie -d
im Terminal ausgeführt. Nun werden alle momentan aktiven Fenster mit ihrem "Application Name", ihrer "Class" und ihrer "Geometry" angezeigt.
Links¶
Projektseite 🇬🇧 - archiviert Version vom 17.08.2016
Devil’s Pie - Wikipedia
Devil's Pie documentation 🇬🇧 - Erklärung der Syntax
Mika’s Devil's Pie Howto 🇩🇪 - Blogbeitrag, 06/2007
Linux-Vorteile nutzen: Programme automatisch auf verschiedene Arbeitsflächen verteilen 🇩🇪 - Blogbeitrag, 03/2014