XServer
Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Der X-Server ist der nutzerseitige Teil des X Window Systems. Das X Window System (auch: einfach nur "X" oder auch "X11" bzw. "X Version 11" - aber nicht: X-Windows) ist eine Sammlung von Protokollstandards und Computerprogrammen zum Erzeugen einer grafischen Benutzeroberfläche. X herrscht auf Unix-Systemen vor, aber auch für andere Betriebssysteme sind X-Server verfügbar. Der XServer gehört zu den älteren Projekten, die aktiv waren. Die erste Version des XServers datiert auf 1984. Die Pflege des XServers wurde zwischenzeitlich durch verschiedene Organisationen übernommen und abgespalten, die aktuell in Ubuntu verwendete Version wird von der X.org Foundation bereitgestellt.
Das Aussehen und Verhalten des Fenstersystems wird nicht von X bestimmt, sondern vom Fenstermanager. Dieser ist eine normale Client-Anwendung des X-Servers. Für das Aussehen der Anwendungsprogramme sind diese selbst verantwortlich. Häufig nutzen sie dafür Programmbibliotheken (GUI-Toolkits). Diese zeichnen und verwalten die Elemente der grafischen Oberfläche wie Menüs und Schaltflächen. Die Anwendungsprogramme stellen X-Clients dar. Diese können auch auf entfernten Rechnern ablaufen, mit denen der X-Server nur über ein Netzwerk verbunden ist. Der X-Server steuert neben dem Bildschirm auch die Ein- und Ausgabegeräte wie Maus, Tastatur etc.
Der designierte Nachfolger des XServer ist [:Wayland], der diverse Verbesserungen und Modernisierungen mit bringt. Bei Ubuntu ist der XServer zwar nach wie vor bis einschließlich 19.04 der Standard, Wayland kann aber – sofern die entsprechenden Pakete installiert sind – als alternative Session beim Login im Displaymanager ausgewählt werden. Ab Ubuntu 22.04 ist Wayland der Standard, sofern ein Wayland Compositor aktiv ist und die Treiber für die Grafikhardware mit Wayland zusammenarbeiten.
Installation¶
Der X-Server ist Bestandteil jeder Desktop-Installation von Ubuntu und dessen Derivaten und muss nicht separat installiert werden. Wer jedoch auf einem System ohne vorinstallierte GUI (z. B. mit Hilfe der Ubuntu-Server-ISO) eine eigene Desktopumgebung einrichten möchte, muss zunächst das Paket xorg installieren.
Konfiguration¶
Der X-Server konfiguriert sich normalerweise vollständig selber und beherrscht auch Plug_and_Play, sodass eine manuelle Konfiguration in den allermeisten Fällen nicht notwendig ist.
Zum Einstellen / Ändern der Bildschirmauflösung kann man im Terminal den Befehl xrandr benutzen bzw. auf die Konfigurationsprogramme der jeweiligen Desktop-Umgebung zurück greifen.
xorg.conf.d¶
Wer Hardware einsetzt, welche vom X-Server nicht richtig konfiguriert wird, kann die Konfiguration manuell in einer entsprechenden Datei im Verzeichnis vornehmen /usr/share/X11/xorg.conf.d. Alle dort befindlichen Dateien werden beim Start des X-Server gelesen und verarbeitet. Weitere Informationen sind im Artikel xorg.conf.d zu finden.
Datei xorg.conf¶
Bis einschließlich Ubuntu 11.04. nutze Ubuntu noch die zentrale Konfigurationsdatei /etc/X11/xorg.conf. Deren Einsatz ist ab Ubuntu 11.10 nicht mehr vorgesehen und diese Datei ist standardmäßig auch nicht mehr vorhanden, weil nicht mehr notwendig.
Der größte Nachteil einer monolithischen, zentralen Konfigurationsdatei ist, das ein einziger Fehler in der Datei dazu führen kann, dass der X-Server nicht startet und somit das System keine grafische Oberfläche hat.
Sollte eine manuelle Konfiguraiton notwendig sein, ist der Weg über eine Datei in xorg.conf.d zu bevorzugen. Grund: da für jede manuell zu konfigurierende Komponente eine eigene Datei anlegt wird, wird bei einem Fehler in der Datei nur die entsprechende Komponente nicht konfiguriert, der X-Server startet aber trotzdem.
Wer nichts desto trotz den X-Server komplett von Hand konfigurieren möchte, muss zuerst den beenden und dann den folgenden Befehl im Terminal mit Root-Rechten ausführen[1][2]:
sudo Xorg -configure
Dabei wird die Datei /etc/X11/xorg.conf erzeugt und diese kann anschließend bearbeitet werden. Nach einem Neustart des X-Server wird die Datei gelesen und ausgewertet.
Sollte es zu Problemen beim Start kommen bzw. der X-Server gar nicht starten, sollte die Datei wieder gelöscht werden. Beim nächsten Start des X-Server konfiguriert dieser sich dann wieder selbstständig.
Hinweise zu den einzelnen Sektionen der Datei erhält man über
man xorg.conf
XServer neu starten¶
Um eine in xorg.conf.d neu angelegte Konfigurationsdatei zu laden, muss der X-Server neu gestartet werden. Hierzu reicht es aus, dass sich der Benutzer ab- und wieder neu anmeldet. Ein kompletter Neustart des Rechners ist nicht erforderlich.
XServer beenden¶
Um den XServer komplett zu beenden, muss man den Displaymanager stoppen. Dazu geht man folgendermaßen vor:
aus der jeweils verwendeten Desktop-Umgebung abmelden
Nun z.B. mit der Tastenkombination Strg + Alt + F3 auf eine virtuelle Konsole wechseln und sich dort anmelden
Nun kann der Displaymanager beendet werden:
sudo service gdm stop
Falls ein anderer Displaymanager verwendet wird,
gdm
durch diesen ersetzen. Eine Übersicht, welche Ubuntu-Version/-Variante welchen Displaymanager einsetzt, ist im genannten Artikel zu finden.
Das System ist weiterhin benutzbar, aber eben nicht mehr über eine graphische Oberfläche. Von hier aus kann man den XServer indirekt auch wieder starten, indem man den Displaymanager neu startet:
sudo service gdm start
Strg + Alt + Backspace reaktivieren¶
Traditionell konnte der X-Server und damit auch die grafische Oberfläche mit der Tastenkombination
Strg + Alt + ⌫
beendet und neu gestartet werden. Im folgenden wird beschrieben, wie man diese Kombination wieder aktivieren kann. Bei den Desktop-Umgebungen GNOME und KDE kann man das Verhalten der Tastenkombination direkt in den Systemeinstellungen ändern:
GNOME: Unter "System → Einstellungen → Tastatur" im Reiter "Belegungen → Belegungseinstellungen" die Option "Tastenkombination zum erzwungenen Beenden des X-Servers" auswählen und dort Strg + Alt + Entf aktivieren (trotzdem funktioniert Strg + Alt + ⌫ wieder).
Tastenbelegung in KDE aktivieren |
KDE: Unter "Systemeinstellungen → Eingabegeräte → Tastatur" im Reiter "Erweitert" die Option "Tastenkombination zum erzwungenen Beenden des X-Servers" ändern.
Bei anderen Desktop-Umgebungen wie Xfce oder LXDE aktiviert der Befehl [3]
setxkbmap -option terminate:ctrl_alt_bksp
das alte Verhalten für die aktuelle Sitzung. Um den Befehl dauerhaft zu verankern, kann man die jeweiligen Autostart-Mechanismen dieser Desktop-Umgebungen nutzen.
Weitere Hinweise zur Wiederherstellung des alten Verhaltens der Tastenkombination finden sich im Archlinux Wiki 🇬🇧 .
XServer zurücksetzen¶
Achtung!
Beim Rücksetzen des XServer gehen sämtliche ungespeicherten Änderungen verloren! Das betrifft sowohl geöffnete Dateien als auch die Konfiguration von Anwendungen. Dieser Weg sollte daher nur in Ausnahmefällen eingeschlagen werden, wenn nichts anderes mehr hilft (der Desktop quasi "eingeforen" ist).
Seit der Version 1.6 des Xorg XServers bzw. ab Ubuntu 9.04 wird er im Notfall mit Hilfe von Magic SysRQ deaktiviert. Das bedeutet, man wendet folgende Tastenkombination
Alt + Druck + K
an, um den XServer und alle darin laufenden Programme zu beenden.
Problemlösungen¶
Siehe XServer/Problembehebung.
Links¶
xkill - kill-Befehl zum beenden von Fenstern/Anwendungen
Xephyr - ein nested XServer
Archiv/XServer/Problembehebung - älterer Artikel, nur noch teilweise nutzbar