VIM
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 22.04 Jammy Jellyfish
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Viele Benutzer schrecken vor dem sehr praktischen Editor VIM 🇬🇧 wegen seiner etwas sperrigen Bedienung zurück. Wer sich aber erst einmal mit den verschiedenen Betriebsmodi vertraut gemacht hat, mag auf die hilfreichen Dienste des schlanken, aber fast beliebig erweiterbaren Editors nicht mehr verzichten. VIM ist eine Weiterentwicklung des Texteditors Vi, deshalb auch der Name als Abkürzung für "Vi IMproved". Es gibt Editoren, die anfangs wesentlich leichter zu bedienen sind, z.B. Pico oder Nano. Jedoch hat VIM einige Vorteile:
Auf jedem POSIX-konformen System ist mindestens der Vorfahr des VIM, der Vi, als Editor vorhanden (wobei Vi sehr viel weniger Funktionen hat)
Navigierbar ohne Cursor-Tasten (kann bei Tastaturproblemen in Remote-Sessions helfen)
Superschnelle Bedienbarkeit
Browsen durch Verzeichnisse
Fast beliebig erweiterbar und konfigurierbar (Einstellungen, Macros, Mappings, Plugins ...)
Es stehen auch grafische Oberflächen zur Verfügung:
GVim (graphical vim, graphische Oberfläche) - benutzt GTK+
Yzis - ein VIM-ähnlicher Editor, der zur "vi engine" eine grafische Qt-Oberfläche und eine ncurses-Textoberfläche bereitstellt.
Man sollte sich nicht von der anfangs kompliziert erscheinenden Bedienung abschrecken lassen. Mit wenigen Befehlen kommt man schon gut klar, z.B. i
,
Esc , :w
, :wq
, :q!
und dd
. Näheres unter Bewegungen, Wechseln des Modus und Speichern und Beenden.
Installation¶
Standardmäßig ist eine abgespeckte VIM-Version installiert (vim-tiny), die über wesentlich weniger Funktionen verfügt als das Original (z.B. kein Verzeichnisbrowser). Will man ernsthaft mit VIM arbeiten, sollte das folgende Paket installiert werden [1]:
vim
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install vim
Oder mit apturl installieren, Link: apt://vim
s Optional kann man VIM jetzt noch als systemweiten Standard-Editor einstellen (s. Alternativen-System):
sudo update-alternatives --config editor
Es gibt 4 Auswahlmöglichkeiten für die Alternative editor (welche /usr/bin/editor bereitstellen). Auswahl Pfad Priorität Status ------------------------------------------------------------ 0 /bin/nano 40 automatischer Modus 1 /bin/ed -100 manueller Modus 2 /bin/nano 40 manueller Modus * 3 /usr/bin/vim.basic 30 manueller Modus 4 /usr/bin/vim.tiny 15 manueller Modus Drücken Sie die Eingabetaste, um die aktuelle Wahl[*] beizubehalten, oder geben Sie die Auswahlnummer ein: 3
Beim Aufruf von Befehlen wie z.B. "visudo" oder "crontab -e" wird jetzt der neu installierte VIM als Editor verwendet.
Start¶
Hinweis:
Der Befehl vi
ruft nicht mehr den alten Vi, sondern VIM auf.
Starten lässt sich der Editor im Terminal[2] mit
vim
oder
vim DATEI
Letzterer Befehl öffnet die Datei DATEI im aktuellen Verzeichnis in einen neuen Buffer. Existiert die Datei nicht, wird sie beim Speichern angelegt.
Zudem lässt sich bei offenem Editor mit :r DATEI
eine Datei einlesen. Dabei kann man Autoergänzung benutzen.
Hinweis: So eingelesene Dateien lassen sich nur mit Override (:w! DATEI
) unter ihrem alten Dateinamen
speichern.
Es empfiehlt sich, das VIM-Tutorial durchzuarbeiten. Man startet es mit dem Befehl:
vimtutor
Es existieren auch übersetzte Versionen, die beim Starten des Tutorials mit dem zwei-Buchstaben-Ländercode aufgerufen werden können, zum Beispiel:
Deutsch:
vimtutor de
Englisch:
vimtutor en
Hinweis:
Der Befehl vimtutor
funktioniert nicht mit vim-tiny, siehe Installation.
VIM-Modi¶
VIM arbeitet nicht so sehr mit Tastenkombinationen (wie zum Beispiel Emacs), sondern verwendet verschiedene Modi, zwischen denen man wechselt und die verschiedene Funktionen anbieten. Die Bedienung dieser Modi ist dem Artikel VIM/Modi zu entnehmen.
Konfiguration¶
VIM sucht beim Programmstart nach einer Konfigurationsdatei – standardmäßig ist das die versteckte Datei ~/.vimrc im Homeverzeichnis. Eine Vorlage findet man unter /etc/vim/vimrc. Die VIM-Konfigurationsdatei bietet z.B. Platz für persönliche Einstellungen wie Farbschemas, Optionen für bestimmte Dateitypen, Plugin-Optionen, Tastaturbelegungen, automatisch ausgeführte Befehle beim Öffnen/Schreiben/... und nicht zuletzt die nativen VIM-Optionen. Befehle/Optionen werden wie im Kommandozeilenmodus eingegeben, nur ohne führenden Doppelpunkt (Konvention).
Eine reduzierte Auswahl an Optionen sei hier aufgelistet. Eine vollständige Liste aller nativen Optionen kann mit :set all
angezeigt werden, bzw. :set
für alle vom Standard veränderten Werte.
Optionen | |||
Option | Beschreibung | Option | Beschreibung |
:set number | Zeilennummern anzeigen. | :set nonumber | Zeilennummern nicht anzeigen. |
:set list | Sonderzeichen anzeigen, siehe :help listchars . | :set nolist | Sonderzeichen ausblenden. |
:syntax on | Syntaxhighlighting aktivieren (gegenwärtige Farbeinstellungen zur Hervorhebung werden nicht berücksichtigt). | :syntax off | Syntaxhighlighting deaktivieren. |
:set compatible | VIM kompatibler zu Vi einstellen. Mit dieser Option sind einige Befehle und Optionen nicht mehr verfügbar. | :set nocompatible | VIM ohne Rücksicht auf Kompatibilität zu Vi einstellen (empfohlen). |
:set mouse=a | Stellt Mausunterstützung in allen Modi bereit. | :set mouse= | Deaktiviert Mausunterstützung. |
:set autoindent | Rückt Text automatisch ein. | :set noautoindent | Rückt Text nicht automatisch ein. |
:set ignorecase | Ignoriert beim Suchen standardmäßig Groß- und Kleinschreibung. | :set noignorecase | Beachtet beim Suchen standardmäßig Groß- und Kleinschreibung. |
:set incsearch | Während der Suche zum entsprechenden Text springen. | :set noincsearch | Während der Suche nicht zum entsprechenden Text springen. |
:set hlsearch | Suchergebnisse farbig hervorheben. Temporär (bis zur nächsten Suche) deaktivieren mit: :nohls | :set nohlsearch | Suchergebnisse nicht farbig hervorheben. |
:set showmode | In der Statusleiste anzeigen, ob der Normalmodus oder der Einfügemodus gerade aktiv ist. | :set noshowmode | Die Anzeige des gerade aktiven Modus wieder unterdrücken. |
Hinweis:
Die meisten Optionen haben eine Kurzform. Beispielsweise kann number
auch als nu[mber]
, num
, numb
, numbe
oder number
angegeben werden. Welche Bezeichnungen jeweils möglich sind, ist der Hilfe zu entnehmen. Ob eine Option bereits standardmäßig aktiviert wurde, ist auch in der Dokumentation ersichtlich.
Kommentare werden mit einem doppelten Anführungszeichen eingeleitet: "
Dokumentation unter :help nu
Farbschemas¶
Mit der Einstellung syntax on
wird Programmcode farbig hervorgehoben. Diese Farbkombinationen stehen in colorscheme-Definitionsdateien und befinden sich systemweit unter /usr/share/vim/vim71/colors. Wenn man ein eigenes Schema schreiben will, ist eine Anleitung mit Tipps in der Datei README.txt enthalten.
Ein automatisch generierter Vergleich aller Farbschemas von vim.org 🇬🇧 findet sich unter vimcolorschemetest 🇬🇧.
Um ein Farbschema in VIM auszuwählen, gibt man entweder den Befehl :colorscheme NAME_DES_SCHEMAS
ein (Schema temporär anpassen) oder fügt der ~.vimrc folgenden Inhalt hinzu (persistente Änderung):
1 2 | syntax on colorscheme NAME_DES_SCHEMAS |
Der Name des Schemas muss dabei ohne die Endung .vim angegeben werden.
Unterschiedliche Darstellung in VIM/GVim¶
Farbschemas werden in VIM und GVim anders dargestellt. Das liegt daran, dass das Terminal nur bis zu 256 Farben darstellen kann, GVim aber alle, die vom System bereitgestellt werden. Um für VIM und GVim unterschiedliche Schemas zu verwenden, kann man Folgendes in die eigene .vimrc schreiben:
1 2 3 4 5 | if has('gui_running') colorscheme NAME_DES_GVIM_SCHEMAS else colorscheme NAME_DES_VIM_SCHEMAS endif |
Dateibrowser¶
Ein großer Vorteil von VIM ist, dass man damit auch durch Verzeichnisse browsen kann.
vim VERZEICHNIS
Es wird der Inhalt des Verzeichnisses VERZEICHNIS angezeigt. Zum Navigieren benutzt man dieselben Tasten wie im Normalmodus, in der Regel also die Cursor-Tasten. Durch Drücken von ⏎ (Eingabetaste) wird je nach aktueller Zeile entweder in das entsprechende Unterverzeichnis gewechselt, oder die Datei geöffnet.
Optionen für aktuell ausgewählte Datei/Verzeichnis | |
Option | Beschreibung |
Eingabetaste | Wechselt in das Unterverzeichnis oder öffnet die Datei |
- | Wechselt in die nächsthöhere Verzeichnisebene |
v | Öffnet die Datei parallel in vertikal geteiltem Fenster (Cursor wechselt zu neuem Fenster) |
p | Zeigt die Datei parallel in horizontal geteiltem Fenster an (Cursor bleibt im Fenster des Dateibrowsers) |
% | Datei im aktuell angezeigten Verzeichnis erstellen |
d | Unterverzeichnis im aktuell angezeigten Verzeichnis erstellen |
R | Datei/Verzeichnis umbenennen |
D | Datei/Verzeichnis löschen |
i | Wechselt den Anzeigemodus (ähnlich dem "ls"-Kommando) |
s | Wechselt die Sortierung (Dateiname, Datum, Größe, Namenserweiterung) |
Bei den geteilten Fenstern ist wie bereits weiter oben beschrieben zu beachten, dass mit "^w ^w" zwischen den Fenstern gewechselt werden kann, und mit ":q" das aktuelle Fenster geschlossen wird.
Hat man durch Drücken von ⏎ (Eingabetaste) eine Datei geöffnet, kann man durch ":Re" wieder zurück in den Dateibrowser springen (nicht vergessen die Datei ggf. vorher zu speichern).
Erweiterungen¶
Stark konfiguriertes VIM |
Für VIM existieren eine Vielzahl von Erweiterungen. Es gibt Plugins mit neuen oder verbesserten Funktionen, Syntaxschemas, dateitypspezifische Plugins usw. Diese VIM-Skripte werden in Ordnern unterhalb von ~/.vim/ (bzw. nach der Umgebungsvariable VIMRUNTIME
, welche sich bei geöffnetem VIM mit :echo $VIMRUNTIME
ermitteln lässt) abgelegt. VIM lädt beim Start automatisch alle Plugins usw. aus diesen Verzeichnissen.
syntax: Syntaxschemas
colors: Farbschemas
plugin: normale Plugins
ftplugin: dateitypspezifische Plugins
indent: Einrückungsdefinitionen
autoload: Funktionsdefinitionen, die nur bei Bedarf nachgeladen werden
after: Funktionen und Einstellungen, die nach dem Laden aller Plugins direkt vor der Anzeige des Buffers geladen werden
doc: Dokumentationen zu Plugins (Zugriff über
:help
)...
Eine sehr umfangreiche Sammlung von VIM-Skripten ist auf vim.org 🇬🇧 zu finden.
Hinweis:
Um die VIM-Verzeichnisse bei vielen Plugins übersichtlich zu halten, empfiehlt sich das Pathogen-Plugin von Tim Pope 🇬🇧. Damit können alle Plugins vollständig in eigene Unterverzeichnisse im Ordner ~/.vim/bundle/ installiert werden.
Merkblätter (Cheat Sheets)¶
Graphical Cheat Sheet von viemu.com 🇬🇧 | Übersicht von LinuxFibel de.linwiki.org |
Hilfe erhalten¶
Die eingebaute Hilfe 🇬🇧 in VIM ist sehr umfangreich. Man erreicht sie im Kommandozeilenmodus mit :help
bzw. :help BEFEHL
(z.B. :help :e
oder :help foldcolumn
).
Zudem gibt es mit :h user-manual
einen Überblick über die Kapitel des User Manuals, auf die auch immer wieder in den :help
-Ausgaben hingewiesen wird. Diese einzelnen Kapitel, z.B folgendes:
|usr_03.txt| Moving around
lassen sich folgendermaßen öffnen: :h user_03.txt (Kapitelname)
.
Links¶
Intern¶
Extern¶
Projektseite 🇬🇧
Cream 🇬🇧 - Konfiguration für Einsteiger
VIM Schnellübersicht 🇬🇧 🇫🇷 🇩🇪 🇮🇩 🇮🇹 🇵🇹 🇪🇸 🇸🇻
Praxisorientiertes VIM Tutorial 🇩🇪 - SelfLinux.org
Vmail 🇬🇧 - GMail-Client für VIM
Neovim bietet erweiterte Funktionalität bei vollständiger kompatibilität zu Vim