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VIM

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:


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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

./vim.png ./startup.png ./vim-in-action.png Viele Benutzer schrecken vor dem sehr praktischen Editor VIM 🇬🇧 wegen seiner etwas sperrigen Bedienung zurück. Wer sich aber erst einmal mit den verschiedenen Betriebsmodi vertraut gemacht hat, mag auf die hilfreichen Dienste des schlanken, aber fast beliebig erweiterbaren Editors nicht mehr verzichten. VIM ist eine Weiterentwicklung des Texteditors Vi, deshalb auch der Name als Abkürzung für "Vi IMproved". Es gibt Editoren, die anfangs wesentlich leichter zu bedienen sind, z.B. Pico oder Nano. Jedoch hat VIM einige Vorteile:

Es stehen auch grafische Oberflächen zur Verfügung:

Man sollte sich nicht von der anfangs kompliziert erscheinenden Bedienung abschrecken lassen. Mit wenigen Befehlen kommt man schon gut klar, z.B. i, Esc , :w, :wq, :q! und dd. Näheres unter Bewegungen, Wechseln des Modus und Speichern und Beenden.

Installation

Standardmäßig ist eine abgespeckte VIM-Version installiert (vim-tiny), die über wesentlich weniger Funktionen verfügt als das Original (z.B. kein Verzeichnisbrowser). Will man ernsthaft mit VIM arbeiten, sollte das folgende Paket installiert werden [1]:

  • vim

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install vim 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://vim

s Optional kann man VIM jetzt noch als systemweiten Standard-Editor einstellen (s. Alternativen-System):

sudo update-alternatives --config editor 

Es gibt 4 Auswahlmöglichkeiten für die Alternative editor (welche /usr/bin/editor bereitstellen).

  Auswahl      Pfad                Priorität Status
------------------------------------------------------------
  0            /bin/nano            40        automatischer Modus
  1            /bin/ed             -100       manueller Modus
  2            /bin/nano            40        manueller Modus
* 3            /usr/bin/vim.basic   30        manueller Modus
  4            /usr/bin/vim.tiny    15        manueller Modus

Drücken Sie die Eingabetaste, um die aktuelle Wahl[*] beizubehalten,
oder geben Sie die Auswahlnummer ein: 3

Beim Aufruf von Befehlen wie z.B. "visudo" oder "crontab -e" wird jetzt der neu installierte VIM als Editor verwendet.

Start

Hinweis:

Der Befehl vi ruft nicht mehr den alten Vi, sondern VIM auf.

Starten lässt sich der Editor im Terminal[2] mit

vim 

oder

vim DATEI 

Letzterer Befehl öffnet die Datei DATEI im aktuellen Verzeichnis in einen neuen Buffer. Existiert die Datei nicht, wird sie beim Speichern angelegt. Zudem lässt sich bei offenem Editor mit :r DATEI eine Datei einlesen. Dabei kann man Autoergänzung benutzen. Hinweis: So eingelesene Dateien lassen sich nur mit Override (:w! DATEI) unter ihrem alten Dateinamen speichern.

Es empfiehlt sich, das VIM-Tutorial durchzuarbeiten. Man startet es mit dem Befehl:

vimtutor 

Es existieren auch übersetzte Versionen, die beim Starten des Tutorials mit dem zwei-Buchstaben-Ländercode aufgerufen werden können, zum Beispiel:

  • Deutsch:

    vimtutor de 
  • Englisch:

    vimtutor en 

Hinweis:

Der Befehl vimtutor funktioniert nicht mit vim-tiny, siehe Installation.

VIM-Modi

VIM arbeitet nicht so sehr mit Tastenkombinationen (wie zum Beispiel Emacs), sondern verwendet verschiedene Modi, zwischen denen man wechselt und die verschiedene Funktionen anbieten. Die Bedienung dieser Modi ist dem Artikel VIM/Modi zu entnehmen.

Konfiguration

VIM sucht beim Programmstart nach einer Konfigurationsdatei – standardmäßig ist das die versteckte Datei ~/.vimrc im Homeverzeichnis. Eine Vorlage findet man unter /etc/vim/vimrc. Die VIM-Konfigurationsdatei bietet z.B. Platz für persönliche Einstellungen wie Farbschemas, Optionen für bestimmte Dateitypen, Plugin-Optionen, Tastaturbelegungen, automatisch ausgeführte Befehle beim Öffnen/Schreiben/... und nicht zuletzt die nativen VIM-Optionen. Befehle/Optionen werden wie im Kommandozeilenmodus eingegeben, nur ohne führenden Doppelpunkt (Konvention).

Eine reduzierte Auswahl an Optionen sei hier aufgelistet. Eine vollständige Liste aller nativen Optionen kann mit :set all angezeigt werden, bzw. :set für alle vom Standard veränderten Werte.

Optionen
Option Beschreibung Option Beschreibung
:set number Zeilennummern anzeigen. :set nonumber Zeilennummern nicht anzeigen.
:set list Sonderzeichen anzeigen, siehe :help listchars. :set nolist Sonderzeichen ausblenden.
:syntax on Syntaxhighlighting aktivieren (gegenwärtige Farbeinstellungen zur Hervorhebung werden nicht berücksichtigt). :syntax off Syntaxhighlighting deaktivieren.
:set compatible VIM kompatibler zu Vi einstellen. Mit dieser Option sind einige Befehle und Optionen nicht mehr verfügbar. :set nocompatible VIM ohne Rücksicht auf Kompatibilität zu Vi einstellen (empfohlen).
:set mouse=a Stellt Mausunterstützung in allen Modi bereit. :set mouse= Deaktiviert Mausunterstützung.
:set autoindent Rückt Text automatisch ein. :set noautoindent Rückt Text nicht automatisch ein.
:set ignorecase Ignoriert beim Suchen standardmäßig Groß- und Kleinschreibung. :set noignorecase Beachtet beim Suchen standardmäßig Groß- und Kleinschreibung.
:set incsearch Während der Suche zum entsprechenden Text springen. :set noincsearch Während der Suche nicht zum entsprechenden Text springen.
:set hlsearch Suchergebnisse farbig hervorheben. Temporär (bis zur nächsten Suche) deaktivieren mit: :nohls :set nohlsearch Suchergebnisse nicht farbig hervorheben.
:set showmode In der Statusleiste anzeigen, ob der Normalmodus oder der Einfügemodus gerade aktiv ist. :set noshowmode Die Anzeige des gerade aktiven Modus wieder unterdrücken.

Hinweis:

Die meisten Optionen haben eine Kurzform. Beispielsweise kann number auch als nu[mber], num, numb, numbe oder number angegeben werden. Welche Bezeichnungen jeweils möglich sind, ist der Hilfe zu entnehmen. Ob eine Option bereits standardmäßig aktiviert wurde, ist auch in der Dokumentation ersichtlich.

Kommentare werden mit einem doppelten Anführungszeichen eingeleitet: "

Dokumentation unter :help nu

Farbschemas

Mit der Einstellung syntax on wird Programmcode farbig hervorgehoben. Diese Farbkombinationen stehen in colorscheme-Definitionsdateien und befinden sich systemweit unter /usr/share/vim/vim71/colors. Wenn man ein eigenes Schema schreiben will, ist eine Anleitung mit Tipps in der Datei README.txt enthalten.

Ein automatisch generierter Vergleich aller Farbschemas von vim.org 🇬🇧 findet sich unter vimcolorschemetest 🇬🇧.

Um ein Farbschema in VIM auszuwählen, gibt man entweder den Befehl :colorscheme NAME_DES_SCHEMAS ein (Schema temporär anpassen) oder fügt der ~.vimrc folgenden Inhalt hinzu (persistente Änderung):

1
2
syntax on
colorscheme NAME_DES_SCHEMAS

Der Name des Schemas muss dabei ohne die Endung .vim angegeben werden.

Unterschiedliche Darstellung in VIM/GVim

Farbschemas werden in VIM und GVim anders dargestellt. Das liegt daran, dass das Terminal nur bis zu 256 Farben darstellen kann, GVim aber alle, die vom System bereitgestellt werden. Um für VIM und GVim unterschiedliche Schemas zu verwenden, kann man Folgendes in die eigene .vimrc schreiben:

1
2
3
4
5
if has('gui_running')
  colorscheme NAME_DES_GVIM_SCHEMAS
else
  colorscheme NAME_DES_VIM_SCHEMAS
endif

Dateibrowser

Ein großer Vorteil von VIM ist, dass man damit auch durch Verzeichnisse browsen kann.

vim VERZEICHNIS 

Es wird der Inhalt des Verzeichnisses VERZEICHNIS angezeigt. Zum Navigieren benutzt man dieselben Tasten wie im Normalmodus, in der Regel also die Cursor-Tasten. Durch Drücken von (Eingabetaste) wird je nach aktueller Zeile entweder in das entsprechende Unterverzeichnis gewechselt, oder die Datei geöffnet.

Optionen für aktuell ausgewählte Datei/Verzeichnis
Option Beschreibung
Eingabetaste Wechselt in das Unterverzeichnis oder öffnet die Datei
- Wechselt in die nächsthöhere Verzeichnisebene
v Öffnet die Datei parallel in vertikal geteiltem Fenster (Cursor wechselt zu neuem Fenster)
p Zeigt die Datei parallel in horizontal geteiltem Fenster an (Cursor bleibt im Fenster des Dateibrowsers)
% Datei im aktuell angezeigten Verzeichnis erstellen
d Unterverzeichnis im aktuell angezeigten Verzeichnis erstellen
R Datei/Verzeichnis umbenennen
D Datei/Verzeichnis löschen
i Wechselt den Anzeigemodus (ähnlich dem "ls"-Kommando)
s Wechselt die Sortierung (Dateiname, Datum, Größe, Namenserweiterung)

Bei den geteilten Fenstern ist wie bereits weiter oben beschrieben zu beachten, dass mit "^w ^w" zwischen den Fenstern gewechselt werden kann, und mit ":q" das aktuelle Fenster geschlossen wird.

Hat man durch Drücken von (Eingabetaste) eine Datei geöffnet, kann man durch ":Re" wieder zurück in den Dateibrowser springen (nicht vergessen die Datei ggf. vorher zu speichern).

Erweiterungen

./extensions.png
Stark konfiguriertes VIM

Für VIM existieren eine Vielzahl von Erweiterungen. Es gibt Plugins mit neuen oder verbesserten Funktionen, Syntaxschemas, dateitypspezifische Plugins usw. Diese VIM-Skripte werden in Ordnern unterhalb von ~/.vim/ (bzw. nach der Umgebungsvariable VIMRUNTIME, welche sich bei geöffnetem VIM mit :echo $VIMRUNTIME ermitteln lässt) abgelegt. VIM lädt beim Start automatisch alle Plugins usw. aus diesen Verzeichnissen.

  • syntax: Syntaxschemas

  • colors: Farbschemas

  • plugin: normale Plugins

  • ftplugin: dateitypspezifische Plugins

  • indent: Einrückungsdefinitionen

  • autoload: Funktionsdefinitionen, die nur bei Bedarf nachgeladen werden

  • after: Funktionen und Einstellungen, die nach dem Laden aller Plugins direkt vor der Anzeige des Buffers geladen werden

  • doc: Dokumentationen zu Plugins (Zugriff über :help)

  • ...

Eine sehr umfangreiche Sammlung von VIM-Skripten ist auf vim.org 🇬🇧 zu finden.

Hinweis:

Um die VIM-Verzeichnisse bei vielen Plugins übersichtlich zu halten, empfiehlt sich das Pathogen-Plugin von Tim Pope 🇬🇧. Damit können alle Plugins vollständig in eigene Unterverzeichnisse im Ordner ~/.vim/bundle/ installiert werden.

Merkblätter (Cheat Sheets)

./vimcheatsgermankeyboard56dd.png ./vimcheat.png
Graphical Cheat Sheet von viemu.com 🇬🇧 Übersicht von LinuxFibel de.linwiki.org

Hilfe erhalten

Die eingebaute Hilfe 🇬🇧 in VIM ist sehr umfangreich. Man erreicht sie im Kommandozeilenmodus mit :help bzw. :help BEFEHL (z.B. :help :e oder :help foldcolumn).

Zudem gibt es mit :h user-manual einen Überblick über die Kapitel des User Manuals, auf die auch immer wieder in den :help-Ausgaben hingewiesen wird. Diese einzelnen Kapitel, z.B folgendes:

|usr_03.txt|  Moving around

lassen sich folgendermaßen öffnen: :h user_03.txt (Kapitelname).

Intern

  • VIM/Tipps - Tipps für erweiterte Funktionen wie LaTeX-Integration, Rechtschreibprüfung und Sonderzeichen

  • vimdiff - mit VIM Dateien vergleichen

  • Editoren Programmübersicht

Extern

Diese Revision wurde am 23. Dezember 2022 10:42 von karzer erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Editor, Shell, Server