Flatpak
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 22.04 Jammy Jellyfish
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
Flatpak ist eine Alternative zu dem von Canonical entwickelten snap Apps.
Ziel ist ebenfalls Programme konfliktfrei zur "normalen" Paketverwaltung zu installieren, indem alle benötigten Binaries, Bibliotheken, Konfigurationsdateien und sonstige Dateien in ein Verzeichnis (normalerweise Unterverzeichnis von /var/lib/flatpak/app/) gelegt werden. Eine Flatpak-Applikation ist somit ohne weiteren Anpassungen in der Regel auf sämtlichen Linux-Distributionen mit installiertem Flatpak lauffähig.
Zum Grundkonzept 🇩🇪 von Flatpak gehört, dass jede Applikation eine Laufzeitumgebung ("Runtime" im Flatpak-Kontext) benötigt. Eine Liste der Flatpak-Laufzeitumgebungen ist in der Dokumentation 🇬🇧 zu finden. So gibt es z.B. Laufzeitumgebungen für Gnome und KDE, die natürlich entsprechend groß sind. Mehrere Flatpak-Applikationen können sich die selbe Laufzeitumgebung teilen, so fern die Applikationen die gleiche Version der Umgebung nutzen. Fehlt eine Laufzeitumgebung, wird diese automatisch mit installiert. Es können auch mehrere Laufzeitumgebungen in verschiedenen Version parallel installiert sein.
Installation¶
aus den Paketquellen¶
Flatpak ist seit Ubuntu 16.10 in den offiziellen Paketquellen enthalten[1]:
flatpak (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install flatpak
Oder mit apturl installieren, Link: apt://flatpak
Benutzung¶
Viele Anwendungen bieten ihre Downloads direkt auf ihrer Webseite im Flatpak-Format an. Eine Liste zentral verfügbarer Flatpaks findet man im Internet unter dem Flathub-Repository 🇬🇧, es gibt jedoch auch weitere Quellen.
Flatpaks systemweit installieren¶
Um die Installation zu vereinfachen, werden alle für die Installation notwendigen Informationen in eine .flatpakref-Datei geschrieben. Installation über eine solche Datei erfolgt mit folgendem Befehl[2][3]:
sudo flatpak install --from FLATPAKREF
Hierbei kann FLATPAKREF
eine lokale Datei oder eine URL sein. --from
kann außerdem entfallen, wenn FLATPAKREF
auf .flatpakref endet.
Möchte man z.B. LibreOffice installieren, führt man folgenden Befehl aus:
sudo flatpak install --from http://download.documentfoundation.org/libreoffice/flatpak/LibreOffice.flatpakref
Oder man lädt sich die Datei LibreOffice.flatpakref ⮷ lokal herunter und anschließend (angenommen die Datei liegt im Download-Ordner):
sudo flatpak install --from ~/Downloads/LibreOffice.flatpakref
Die Datei LibreOffice.flatpakref kann danach gelöscht werden.
Sofern bereits ein Flatpak-Repository bereits registriert ist (siehe hier), kann ein Paket auch wie folgt installiert werden:
sudo flatpak install [REPO] [PAKET]
beispielsweise
sudo flatpak install flathub org.libreoffice.LibreOffice
Lokale Installation¶
Flatpak bietet außerdem die Möglichkeit, Programme "lokal" für nur einen Nutzer zu installieren. Dies hat den Vorteil, dass keine erhöhten Rechte (sudo) notwendig sind. Andererseits sind so installierte Programme auch nur für den Nutzer verfügbar, der sie installiert hat.
Um ein Programm lokal zu installieren, muss einfach nur --user
während der Installation angegeben werden. LibreOffice lokal zu installieren sieht dann z.B. so aus:
flatpak install --user --from http://ftp.fau.de/tdf/libreoffice/flatpak/LibreOffice.flatpakref
Wichtig ist hier, tatsächlich kein sudo zu verwenden!
Liste installierter Programme¶
flatpak list
Beispiel:
1 2 3 4 | $ flatpak list Name Application ID Version Zweig Installation ... LibreOffice org.libreoffice.LibreOffice 7.4.4.2 stable system |
Hinweis:
Zu beachten ist, dass wenn im Folgenden von "PAKET" die Rede ist, nicht einfach der Programmname gemeint ist, sondern tatsächlich der Name, der bei diesem Befehl angezeigt wird. So ist der Paketname von LibreOffice (auf 64-bit Systemen) org.libreoffice.LibreOffice/x86_64/fresh oder einfach nur org.libreoffice.LibreOffice, da alles nach dem / weggelassen werden kann. Es bietet sich hier an, lange Paket-Namen mit der Tab ⇆ -Taste zu vervollständigen ("tabben").
Suche von Flatpak Paketen¶
Sofern Anwendungen nicht bereits auf ihrer Webseite im Flatpak-Format angeboten werden, kann auch auf Flatpak-Verzeichnissen (Repositories) nach bestimmten Anwendungen gesucht werden. Diese Verzeichnisse bieten zum einen meist eine eigene Suche auf ihrer Webseite an:
beispielsweise Flathub, das derzeit größte Repository für Flatpak-Pakete.
Flatpak-Verzeichnis¶
Zum anderen kann man auch Flatpak Pakete suchen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass ein Flatpak-Verzeichnis eingetragen ist. Das geschieht mit dem Kommando:
flatpak remote-add --if-not-exists flathub https://flathub.org/repo/flathub.flatpakrepo
Wenn dies erfolgt ist, ggfs. neu starten, dann kann ein Paket / Substring / Programm gesucht werden mit
flatpak search [STRING]
beispielsweise
flatpak search office
1 2 3 | $ flatpak search libreoffice Name Beschreibung Application ID Version Zweig Remotes LibreOffice The LibreOffice productivity suite org.libreoffice.LibreOffice 7.4.4.2 stable flathub |
Update¶
sudo flatpak update [PAKET]
Oder lokal:
flatpak update --user [PAKET]
Ohne Angabe eines PAKETes
wird ein Update aller installierten Programme versucht.
Deinstallation¶
sudo flatpak uninstall [PAKET]
Oder lokal:
flatpak uninstall --user [PAKET]
Deinstallation ungenutzter Pakete¶
Ggf. kann man mit diesem Befehl Speicherplatz freigeben:
sudo flatpak uninstall --unused
Vor dem Löschen wird man zur Sicherheit nochmal gefragt, ob die angezeigten Pakete tatsächlich gelöscht werden sollen.
Starten¶
Gängige Desktop-Umgebungen wie GNOME, KDE, LXQt, Xfce und andere sollten auch über Flatpak installierte Anwendungen automatisch erkennen und wie klassisch installierte Anwendungen anzeigen. Die entsprechenden .desktop-Dateien werden im Flatpak geliefert im Verzeichnis /var/lib/flatpak/app/[PAKET]/current/active/export/share/applications/[PAKET].desktop bzw. /var/lib/flatpak/exports/share/applications/[PAKET].desktop (Softlink) und können so auch aufgerufen werden.
Starten von Kommandozeile¶
Von Kommandozeile werden Flatpak-Anwendungen bei Bedarf so gestartet:
flatpak run [PAKET]
Auch hier gilt, dass 'PAKET' für die eindeutige Nomenklatur steht, die man über flatpak list nachsehen kann, in unserem Beispiel also:
flatpak run org.libreoffice.LibreOffice
Alternativen¶
Für regelmäßige Benutzer ist diese Syntax nicht gerade eingängig. Verschiedene Optionen können Abhilfe schaffen:
Mit einem erweiterten Pfad können die installierten Programme zumindest ohne das 'flatpak run' Kommando gestartet werden - auch wenn der Programm-Aufruf bleibt:
~$ export PATH="$PATH:/var/lib/flatpak/exports/bin" # einzutragen in die ~/.bashrc oder ~/.profile ~$ org.libreoffice.LibreOffice
2. Für jedes Flatpak-Programm wird ein alias eingerichtet, um es mit dem gewünschten (Kurz-)Kommando loffice zu starten:
# einzutragen in die ~/.bashrc oder ~/.bash_aliases: alias loffice='flatpak run org.libreoffice.LibreOffice'
3. Ein Startscript wird angelegt als Superuser im $PATH (bspw. /usr/local/bin/) mit demjenigen Namen, unter dem es in der Shell aufgerufen werden soll und folgendem Inhalt - im hiesigen Beispiel also /usr/local/bin/loffice:
1 2 | #!/bin/sh flatpak run --command=libreoffice org.libreoffice.LibreOffice "$@" |
Dieses Script muss noch ausführbar gemacht werden mit
chmod a+x /usr/local/bin/loffice
und kann dann mit loffice inkl. folgender Kommandozeilenargumente (daher das "$@") aufgerufen werden.
weitere Programme im Flatpak aufrufen¶
Sollten andere Kommandos von der Shell aufgerufen werden, die mit dem Flatpak mit installiert werden, kann dieses Startscript ebenfall verwendet werden, nur eben mit dem Programmnamen --command=[PROGRAMM]
, wobei das Programm [PROGRAMM] in der Flatpak-Installation im Verzeichnis /var/lib/flatpak/app/[PAKET]/current/active/files/bin/ vorliegen muss (und nur dort!). Ein direkter Link auf dieses Programm ist nicht zu empfehlen, da das Programm in der Flatpak-Laufzeitumgebung laufen muss. Manuelle Änderungen im gesamten Verzeichnis unter /var/lib/flatpak/app/[PAKET] sollten ebenfalls unterbleiben, da diese nach dem nächsten (u.U. automatisierten) Update wieder überschrieben werden.
Weiteres¶
Für weitere Möglichkeiten empfiehlt sich ein genauer Blick auf die man-Page oder die offizielle Dokumentationen auf der Flatpak-Homepage 🇩🇪.
Speicherbedarf¶
Den gesamten, auf der Festplatte belegten Speicherplatz aller flatpak-Dateien kann man sich mit
du -hs /var/lib/flatpak
flatpak list --show-details
Zeigt für jede Anwendung u.A. die installierte Größe in einer übersichtlichen Form.
Bekannte Probleme¶
Über Flatpak installierte Anwendungen können nur auf bestimmte Ordner zugreifen¶
Dies ist tatsächlich kein Bug, sondern ein (Sicherheits-) Feature.
Flatpak-Anwendungen laufen in einer sogenannten Sandbox und haben so nur Zugriff auf Ressourcen, die die jeweiligen Anwendungen unbedingt brauchen. So hat z.B. ein Browser wie Firefox als Flatpak nur Zugriff auf die persönlichen Ordner - und kann somit auch nicht z.B. auf einer eingehängten Datenpartition Daten löschen oder verschlüsseln.
Berechtigungen für Ordner hinzufügen¶
Hinweis:
Im Folgenden werden lediglich Berechtigungen für die Flatpak-Anwendung an sich erteilt. Der ausführende Benutzer muss darüber hinaus ebenfalls die entsprechenden Zugriffsrechte für diesen Ordner besitzen, siehe auch chmod.
Möchte man Dateien in einem anderen Ordner lesen oder speichern, kann man mit folgendem Befehl Berechtigungen hinzufügen:
sudo flatpak override --filesystem=/beliebiger/pfad name.des.programms
Folgende Berechtigungen können gesetzt werden:
:ro - nur Leserechte
:rw - Schreib- und Leserechte (dies ist die Standardoption)
:create - Schreib- und Leserechte, erstellt Ordner, falls dieser nicht vorhanden ist
Beispiel:
sudo flatpak override --filesystem=/media/Daten:create org.mozilla.FirefoxNightly
Folgende Pfade stehen auf der Blacklist und können nicht verwendet werden:
/lib
/lib32
/lib64
/bin
/sbin
/usr
/boot
/root
/tmp
/etc
/app
/run
/proc
/sys
/dev
/var
Ausnahme von Blacklist : /run/media
Erteilte Berechtigungen anzeigen¶
Eigens erteilte Berechtigungen kann man sich mit diesem Befehl anzeigen lassen:
flatpak override --show name.des.programms
Erteilte Berechtigungen entfernen¶
Mit folgendem Befehl werden alle eigenen Berechtigungen einer Flatpak-Anwendung wieder entfernt:
sudo flatpak override --reset name.des.programms
Unterschiede zu snap¶
Snap wird maßgeblich von Canonical entwickelt, Flatpak ist ein von Alexander Larsson gestartetes Communityprojekt. Die Entwickler stammen größtenteils aus dem Gnome-Projekt, Flatpak ist jedoch explizit nicht an GNOME gebunden.
Für snaps gibt es einen zentralen Server snapcraft.io 🇬🇧, eine Dezentraliät wie bei Flatpak ist nicht vorgesehen. Man kann zwar frei und kostenlos snaps via snapcraft.io zur Verfügung stellen, die Serversoftware ist aber proprietär. Flatpak dagegen ist per Design komplett dezentral. Jeder, der will, kann (und soll) einen eigenen Flatpak-Server eröffnen. Mit Flathub gibt es jedoch trotzdem eine zentrale Anlaufstelle für einen Großteil verfügbarer Flatpak-Anwendungen.
Links¶
http://flatpak.org/ 🇬🇧 - offizielle Homepage
http://docs.flatpak.org/en/latest/ 🇬🇧 - Dokumentation
http://docs.flatpak.org/en/latest/sandbox-permissions-reference.html 🇬🇧 - Dokumentation - Sandbox Berechtigungen
AppImage - alternatives Format zu Flatpak und snap
Flatseal 🇬🇧 - Rechte gezielt für einzelne Flatpak-Anwendungen konfigurieren
flatpak/snap - Paketverwaltung 🇩🇪 - Vergleich der Formate, Vor- und Nachteile