darktable
Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:
Ubuntu 20.04 Focal Fossa
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Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:
darktable 🇬🇧 ist eine Software zur Verwaltung und "Entwicklung" von Digitalfotos im Rohbildformat (RAW), die in Funktionsumfang und Oberfläche bekannten kommerziellen Produkten wie Adobe Photoshop Lightroom oder Capture One ähnelt.
Die Funktionen des Programms sind auf sechs sogenannte Ansichten aufgeteilt.
Hauptansichten:
Leuchttisch: Zur Verwaltung von Fotos und virtuellen Filmrollen. Bilder können hiermit importiert und bewertet werden. Es ist möglich "Tags" zu setzen und Metadaten zu editieren. Bearbeitete Fotos können über den Leuchttisch in verschiedene Bildformate exportiert werden.
Dunkelkammer: Zur Bearbeitung und Entwicklung der Fotos. Die Anpassungen erfolgen über eine Reihe von individuellen Modulen, die sich auf unterschiedliche Weise insbesondere auf Belichtung, Kontrast und Farbanpassung der Bilder auswirken.
Weitere:
Tethering: Aufnahme von Bildern mit einer Kamera, die an darktable angeschlossen ist und über das Programm gesteuert wird.
Karte: Anzeige der Fotos auf einer Landkarte entsprechend der in den Dateien gespeicherten Geodaten.
Diaschau
Drucken
Die Bildbearbeitung in darktable erfolgt nicht-destruktiv, das heißt, die Bilddatei selbst wird nicht verändert. Lediglich die Bearbeitungsschritte werden aufgezeichnet und für die einzelnen Fotos in einer internen Datenbank abgelegt. Zusätzlich erfolgt standardmäßig die Speicherung dieser Informationen in einer sogenannten Begleitdatei im XMP-Format. Wird ein zuvor bereits bearbeitetes Bild wieder geöffnet, liest das Programm die Informationen aus der Datenbank oder der Begleitdatei automatisch ein und wendet die Bearbeitungsschritte erneut auf die Originaldatei an. Dadurch ist es möglich, alle Bearbeitungsschritte jederzeit wieder rückgängig zu machen und auch Zwischenschritte nachträglich einzeln zu verändern oder ganz zu deaktivieren. Weiterhin ist es möglich, die Bearbeitungsschritte eines Bildes auf andere Bilder, z.B. der gleichen Aufnahmeserie, zu übertragen. Fertige Bilder können in eine Vielzahl von Bildformaten exportiert werden.
Programmentwicklung¶
darktable wird sehr aktiv weiterentwickelt. So ist z.B. seit Version 3.6 ein neu entwickelter auf die Aufnahme bezogener Arbeitsablauf (engl. scene-referred workflow) Standard. Durch diese grundsätzliche Änderung des Arbeitsablaufs mussten zahlreiche Module in darktable überarbeitet und andere Module neu eingeführt werden. Aufgrund dieser großen Veränderungen ist es sehr zu empfehlen, mit einer aktuellen Version von darktable zu arbeiten. Die Beschreibung der Software in diesem Artikel bezieht sich auf die Version 3.8.0. Andere Versionen von darktable können in Bedienung und Funktionsumfang abweichen.
Installation¶
Hinweis:
Das Programm ist in den offiziellen Paketquellen enthalten [1]:
darktable (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install darktable
Oder mit apturl installieren, Link: apt://darktable
Aktuelle Version aus dem openSUSE Build Service (OBS) installieren¶
Die jeweils aktuellste stabile Version von Darktable ist im OBS 🇩🇪 zu finden. Über die Auswahl "Ubuntu" lässt sich ein Repository hinzufügen und darktable manuell installieren. Dazu müssen die für die jeweilige Ubuntu-Version angegebenen Befehle in einem Terminal ausgeführt werden. Um das Repository hinzuzufügen wird cURL benötigt, welches ggf. zuvor installiert werden muss. Alternativ zur Installation über das OBS-Repository kann auch ein Debian-Paket heruntergeladen und manuell installiert werden.
Hinweis!
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Entwicklerversion¶
Ebenfalls über das OBS 🇩🇪 zu finden ist die aktuelle Entwicklerversion des darktable-Hauptzweigs. Diese kann allerdings instabil sein und dient lediglich zum Testen neuer Funktionen und der Unterstützung der Entwickler.
OpenCL-Unterstützung¶
Da die Bildbearbeitung in darktable zum Teil eine große Rechenlast erzeugt, ist es vorteilhaft diese Berechnungen mit Hilfe von OpenCL auf die Grafikkarte auszulagern. Ob eine geeignete Grafikkarte im System vorhanden ist, kann nach Installation [1] des Programms clinfo aus den Paketquellen überprüft werden.
clinfo (universe)
Befehl zum Installieren der Pakete:
sudo apt-get install clinfo
Oder mit apturl installieren, Link: apt://clinfo
Dazu im Terminal
clinfo
eingeben. Wenn in der ersten Zeile der Ausgabe bei "Number of platforms" ein Zahl größer als Null angegeben wird, unterstützt das System OpenCL.
Viele Grafikkarten der Hersteller AMD, Intel und NVIDIA unterstützen eine OpenCl-Implementation. Dazu muss neben einem geeigneten Grafikkartentreiber noch ein passendes OpenCL-ICD (installable client driver)-Paket installiert werden.
Verwendung¶
Nach Starten des Programms [2] befindet man sich in der Leuchttischansicht. Oben rechts kann zwischen "Leuchttisch", "Dunkelkammer" und weiteren Ansichten gewechselt werden. Die Oberfläche der verschiedenen Ansichten ist in mehrere Bereiche aufgeteilt. Zentriert an den vier Seiten der Oberfläche ermöglichen kleine Dreiecke zusätzliche Bedienfelder zu öffnen oder zu verbergen. Im oberen Bereich gewährt das Zahnradsymbol rechts Zugriff auf die darktable-Voreinstellungen. Das Platzieren der Maus über die verschiedenen Bedienelemente zeigt die kontextabhängige Hilfe ("Tooltips"). Eine Übersicht über die Kurzbefehle erhält man durch drücken der Taste H . Die Tastenkombinationen können in den darktable-Voreinstellungen individuell angepasst werden.
Leuchttisch¶
Leuchttisch-Ansicht |
Das Importmenü für neue Bilder befindet sich oben in der linken Seitenleiste. Fotos können dabei aus dem Dateisystem übernommen oder per USB auch direkt von der Kamera übertragen werden. Importierte Bilder werden anschließend im zentralen Bereich der Leuchttischansicht als Vorschau angezeigt. Durch Doppelklick werden einzelne Bilder in der Dunkelkammeransicht geöffnet. Über das untere Bedienfeld der Leuchttischansicht können Fotos mit Sternen bewertet und mit Farbpunkten markiert werden. Die rechte Seitenleiste erlaubt es Bilder zu duplizieren oder aus der Leuchttischansicht zu entfernen. Außerdem können hier Verlaufstapel bereits bearbeiteter Bilder auf andere Fotos übertragen werden. Weiterhin findet man in der rechten Seitenleiste den Metadateneditor und die Exportfunktion für fertig bearbeitete Bilder.
Dunkelkammer¶
Dunkelkammer-Ansicht |
In der Mitte der Dunkelkammeransicht wird das aktuell ausgewählte Bild dargestellt. Unten kann neben anderem eine Leiste mit Vorschaubildern eingeblendet werden. Das obere Bedienfeld erlaubt es z.B. Bilder, die in dieser Leiste angezeigt werden nach Bewertung auszuwählen und nach unterschiedlichen Kriterien zu sortieren. In der linken Seitenleiste können unter anderem der Bearbeitungsverlauf und die Bildinformationen angezeigt werden. Die rechte Seitenleiste stellt die Histogramme dar und ermöglicht den Zugriff auf die Bearbeitungsmodule.
Module¶
Die Bearbeitungsmodule bilden das Herzstück zur Entwicklung eines RAW-Fotos. Hier werden z.B. Weißabgleich und Farbanpassungen sowie Änderungen der Helligkeit und der Schärfe vorgenommen. Der strukturierte Zugriff auf die zahlreichen Module wird durch die Organisation in verschiedene Gruppen erleichtert. Welche Module und Gruppen dargestellt werden, kann über das „Modulgruppen“-Symbol rechts ausgewählt werden. Es gibt unter anderem Voreinstellungen für „Module: alle“, „Workflow: anzeigebezogen“ und „Workflow: vereinfacht“. Es können auch eigene Voreinstellungen angelegt werden. Unabhängig von diesen Einstellungen können aber alle Module auch über eine Textsuche in der Suchleiste gefunden und aktiviert werden. Die Bedienoberfläche der verschiedenen Module ist ähnlich aufgebaut. Im oberen Balken der Module befindet sich links neben dem Modulnamen das Symbol zum Aktivieren/Deaktivieren des Moduls, rechts die Symbole zum Zugriff auf Multi-Instanzen, Zurücksetzen der Einstellungen sowie die Voreinstellungen. Der Balken unterhalb des Einstellungsfelds bietet Zugang zum Erstellen von gezeichneten und parametrischen Masken für das jeweilige Modul.
darktable-Modul Belichtung |
Die große Zahl dieser Module und die zum Teil vielfältigen Einstellmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Module sind für Anfänger oft verwirrend. Hier empfiehlt es sich mit einem auf die Grundfunktionen beschränkten Arbeitsablauf zu beginnen und die darktable-Dokumentation sowie die zahlreichen Videotutorials im Internet als Einstieg zu nutzen. Die Modulgruppe "Schnellzugriff" bietet eine für den Anfänger hilfreiche Zusammenstellung der wichtigsten Einstellmöglichkeiten.
Masken¶
Fast alle Module können nicht nur auf das gesamte Bild, sondern auch mit Hilfe von Masken lokal angewendet werden. Dabei gibt es sowohl gezeichnete Masken (Kreis, Ellipse, Pfad, Pinsel, Verlauf) als auch parametrische Masken, die Bildbereiche unter anderem nach Helligkeit, Farbton oder Farbsättigung auswählen können.
Pixelpipe¶
Alle Module werden im Rahmen der sogenannten "Pixelpipe" in einer bestimmten Reihenfolge ausgeführt, die unabhängig davon ist, wann das Modul im Bearbeitungsverlauf aktiviert wurde. So wird z.B. das Modul "Weißabgleich" standardmäßig immer vor dem Modul "Belichtung" ausgeführt. Diese Reihenfolge kann in neueren darktable-Versionen geändert werden, dies sollte aber nur von erfahrenen Nutzern durchgeführt werden. Eine Stärke von darktable ist die Möglichkeit, Module innerhalb der Pixelpipe auch mehrfach zu nutzen. So können beispielsweise mit Hilfe von Masken verschiedene Belichtungskorrekturen auf unterschiedliche Bildbereiche angewendet werden.
Scene-referred workflow¶
Eine Besonderheit von darktable ist die zunehmende Ausrichtung an einem Prozessierungsverlauf, der sich an den vom Sensor aufgezeichneten linearen Daten orientiert (engl. scene-referred workflow). In der digitalen Fotobearbeitung wird üblicherweise zu einem frühen Zeitpunkt ein Intensitätsbereich zwischen dem minimal möglichen Wert (Schwarz) und dem maximal möglichen Wert (Weiß) festgelegt. Auf die Werte dazwischen wird gemäß des menschlichen Sehempfindens eine nicht-lineare Gamma-Korrektur angewendet. Schwarz- und Weißpunkte sowie die Farbräume werden dabei an das Ausgabemedium angepasst, sind also auf die Anzeige bezogen (engl. display-referred workflow). Aktuelle darktable-Versionen arbeiten dagegen größtenteils mit linearen Daten, wobei der Wertebereich der Berechnungen zunächst unbegrenzt bleibt. Erst zu einem späten Zeitpunkt werden die Daten an das Display angepasst. Das hilft Artefakte und unerwünschte Farbveränderungen zu vermeiden und realistischere Transformationen vorzunehmen.
Links¶
intern¶
RAW-Fotografie - weitere Programme zur RAW-Verarbeitung
extern¶
Editing moments with darktable 🇬🇧 darktable Videotutorials von Boris Hajdukovic
Aurélien PIERRE Photo 🇬🇧 🇫🇷 Videotutorials von darktable-Entwickler Aurélien Pierre
Tux macht Bilder 🇩🇪 darktable Videotutorials von Jörg Lang
pixls.us 🇬🇧 Webseite für Opensource-Fotografie. Im Forum sind auch darktable-Entwickler aktiv