Rechte

Dieser Artikel wurde für die folgenden Ubuntu-Versionen getestet:

Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.

Zum Verständnis dieses Artikels sind folgende Seiten hilfreich:

  1. ⚓︎ Ein Terminal öffnen

  2. ⚓︎ Benutzer und Gruppen

  3. ⚓︎ Root-Rechte

Inhaltsverzeichnis
  1. Grundlagen
    1. Dateieigenschaften im VFS
    2. Eigentümer und Arbeitsgruppe
    3. Systemrechte
  2. Rechte in symbolischer Darstellung
  3. Darstellungsarten
    1. Basisrechte
    2. Sonderrechte
  4. Standard-Einstellung und Maskierung
  5. Datei ausführbar machen
  6. Links
    1. Intern
    2. Extern

Dieser Artikel beschreibt die Zugriffsrechte auf Dateien.

Bei Linux – und somit auch Ubuntu – gehören die Zugriffsrechte zu den vom Kernel verwalteten Metadaten einer Datei. Der Kernel enthält ein virtuelles Dateisystem (VFS, Virtual File System), dies ist eine abstrahierende Schicht zur Vereinheitlichung der Eigenschaften realer Dateisysteme.

Die Zugriffsrechte regeln zum Beispiel, welche Benutzer den Inhalt eines Verzeichnisses (ein Verzeichnis ist auch nur eine Datei) lesen darf. Neben dem Leserecht gibt es noch weitere Rechte, mit denen der Zugriff gesteuert werden kann.

Die meisten Dateimanager bieten Möglichkeiten, sich über Dateieigenschaften zu informieren und diese auch zu verändern. Ein Ändern ist natürlich nur möglich, wenn man selber die notwendigen Rechte hat und das zugrunde liegende reale Dateisystem dies gestattet. Informationen dazu findet man im Artikel Rechte/Dateimanager.

Für komplexere Anwendungen bietet Linux seit einiger Zeit auch die Möglichkeit, den Zugriff über ACL (Access Control List) genauer festzulegen. Die ACL müssen explizit aktiviert werden. Ihre Erklärung würde hier zu weit führen; sie ist Gegenstand des Artikels ACL.

Dieser Artikel beschränkt sich auf die durch das VFS realisierten Standardrechte. Die technischen Details des VFS bei Linux kann man in der verlinkten Dokumentation des Kernels nachlesen.

Grundlagen

Dateieigenschaften im VFS

Das VFS ordnet jeder Datei über eindeutig identifizierbare Inodes folgende Eigenschaften zu:

Viele Eigenschaften einer Datei lassen sich mit dem Befehl stat abfragen.

Reale Dateisysteme realisieren die von ihnen von von Unix-artigen Systemen erwarteten Eigenschaften in unterschiedlichem Umfang und auf unterschiedliche Weise oder auch gar nicht. Beispiele:

Eigentümer und Arbeitsgruppe

Das VFS (und auch die für Linux üblichen realen Dateisysteme wie z.B. ext2/3/4, jedoch nicht z.B. FAT oder exFAT) kennen die Konzepte des „Eigentümers einer Datei“ und der „Arbeitsgruppe einer Datei“ bzw. „Gruppe der Verwender einer Datei“:

Die Zugriffsrechte können für den Eigentümer, die Arbeitsgruppe und für sonstige Benutzer jeweils unabhängig voneinander festgelegt werden, d.h. für den zugreifenden Benutzer[2] ergeben sich abhängig von der Situation jeweils unterschiedliche Ergebnisse:

Benutzer, Eigentümer und Arbeitsgruppe werden technisch durch numerische Kennungen realisiert. Von Dateimanagern und im Terminal benutzte Namen für Benutzer und Gruppen[2] sind lediglich „übersetzte“ Namen, die nur im lokalen System gelten. Im Dateisystem selber werden diese Klarnamen nicht gespeichert, sondern lediglich ihre mit UID für den Eigentümer und GID für die Arbeitsgruppe bezeichneten numerischen Entsprechungen.

Systemrechte

Jeder Benutzer des Systems hat im System einige Rechte, die bereits aus seiner Eigenschaft als Benutzer resultieren. Diese ergeben sich bei einem unixartigem Betriebssystem wie Linux aus folgendem Regelwerk:

Das gilt auch für Benutzer. Aus Sicht des Systems ist ein Benutzer ein Eintrag in der Benutzerdatenbank, z.B. eine Zeile in der Datei /etc/passwd.

Das wird im VFS durch das Konzept des Eigentümers einer Datei realisiert. Das grundsätzliche Recht zum Besitz impliziert aber nicht, dass jeder Benutzer auch selbst Eigentum erwerben oder veräußern darf, vielmehr wird einem die Eigentümerschaft an einer Datei von der Obrigkeit verliehen und kann auch von und nur von ihr wieder entzogen werden. Der Eigentümer (und außer root nur dieser) hat aber das Recht, für seine Datei die Zugriffsrechte zu ändern und ebenso die Arbeitsgruppe, allerdings nur auf eine Gruppe, der er auch selbst angehört.

Das sollte bekannt sein und umfasst natürlich auch die Macht, über das Eigentum anderer beliebig zu verfügen.

Daraus ergibt sich die enorme Bedeutung der in diesem Artikel beschriebenen Zugriffsrechte. Nahezu alles, was ein Benutzer im System machen kann, beruht auf dieser Regel.

Eigenschaften-UNITY.png
Rechteeinstellungen

⚓︎

Rechte in symbolischer Darstellung

Im Terminal lassen sich die Rechte mit dem Befehl ls -l anzeigen. Im Folgenden sind als Beispiel die Dateirechte des Verzeichnisses /var/mail/ dargestellt (Befehl: ls -ldh /var/mail/):

drwxrwsr-x 2 root mail 4,0K Apr 23  2012 /var/mail/

Für die Darstellung der Rechte sind die markierten Teile der Ausgabe relevant:

Für Zugriffsrechte relevante Informationen von ls -ldh /var/mail
drwxrwsr-x root mail
Der erste Buchstabe kennzeichnet den Dateityp. Danach folgen die Zugriffsrechte, gegliedert in 3 Teile von jeweils 3 Zeichen: Eigentümer der Datei Arbeitsgruppe sonstige Benutzer
drwxrwsr-x = Zugriffsrechte des Eigentümers rwx
drwxrwsr-x = Zugriffsrechte für Mitglieder der Arbeitsgruppe rws
drwxrwsr-x = Zugriffsrechte für „sonstige Benutzer“ r-x

Die verschiedenen Zugriffsrechte werden durch unterschiedliche Buchstaben r w x - s S t T symbolisiert, deren Bedeutung in den Abschnitten Basisrechte und Sonderrechte erklärt werden.

Darstellungsarten

Neben der symbolischen Darstellung (z.B. rwxrwsr-x) gibt es auch noch eine vierstellige oktale Darstellung (nach dem Oktalsystem):

Je nach Anwendung wird bei Anzeige oder Änderung von unterschiedlichen Grundwerten ausgegangen und entweder Rechte gegeben oder entzogen. Dabei sind die die anzugebenden Werte je nach Anwendung unterschiedlich:

Mögliche Werte für Kombinationen von Basisrechten bei regulären Dateien
Rechte chmod (oktal) umask (oktal) Symbolisch Binäre Entsprechung
Lesen, Schreiben und Ausführen 7 0 rwx 111
Lesen und Schreiben 6 1 rw- 110
Lesen und Ausführen 5 2 r-x 101
Nur Lesen 4 3 r-- 100
Schreiben und Ausführen 3 4 -wx 011
Nur Schreiben 2 5 -w- 010
Nur Ausführen 1 6 --x 001
Keine Rechte 0 7 –- 000

Bei Ordnern bzw. Verzeichnissen gilt vorstehende Tabelle für reguläre Dateien sinngemäß, lediglich ist das Wort „Ausführen“ zu ersetzen durch „Auswerten“, bzw. meistens „Durchsuchen“ genannt. Man benötigt dieses Recht, um in einem Ordner den bekannten Dateinamen in die Nummer des Inode der Datei übersetzen zu dürfen. Ohne Kenntnis des Inode ist Zugriff auf den Inhalt der Datei unmöglich. Wer den Inhalt eines Ordners ansehen will, benötigt das Leserecht für den Ordner; wer in einem Ordner eine neue Datei anlegen oder eine bestehende Datei umbenennen, verschieben oder löschen möchte, benötigt das Schreibrecht für den Ordner.

Hier ein paar Beispiele:

Die folgenden Beispiele behandeln zusätzlich die Sonderrechte. Diese Rechte können nicht per umask vorherbestimmt werden:

Experten-Info:

Alle Rechte werden durch entsprechend gesetzte Bits repräsentiert. Mit der Wertigkeit der gewünschten Bits kann dann entsprechend der oktale Wert errechnet werden.

Recht Wert Recht Wert
Lesen 4 SUID 4
Schreiben 2 SGID 2
Ausführen 1 Sticky 1

Basisrechte

kde_rechte.jpeg
eigenschaften_kde_erw.png
Rechteeinstellungen bei KDE

Die Basisrechte umfassen:

Nach dem Dateityp kommen drei Zeichengruppen zu je drei Zeichen. Diese kennzeichnen die Zugriffsrechte für die Datei bzw. das Verzeichnis. Ein bestehendes Recht wird als Buchstabe, und ein verweigertes Recht wird als „-“ angezeigt. Im obigen Beispiel teilt man nach dem Dateityp die Zeichenfolge rwxrwsr-x so auf:

Die folgende Tabelle erklärt die Bedeutung der einzelnen Buchstaben, Diese stehen immer in der gleichen Reihenfolge:

Symbole für Basisrechte
Zeichen Bedeutung Beschreibung
1 r Lesen (read) Erlaubt lesenden Zugriff auf die Datei. Bei einem Verzeichnis können damit die Namen der enthaltenen Dateien und Ordner abgerufen werden (nicht jedoch deren weitere Daten wie z.B. Eigentümer, Änderungszeitpunkte, Dateiinhalt etc.).
2 w Schreiben (write) Erlaubt schreibenden Zugriff auf eine Datei. Für ein Verzeichnis gesetzt, können Dateien oder Unterverzeichnisse angelegt oder gelöscht werden, sowie die Eigenschaften der enthaltenen Dateien/Verzeichnisse verändert werden.
3 x Ausführen (execute) Erlaubt das Ausführen, also Starten der Datei als Programm bzw. Durchsuchen eines Ordners.
s oder t auch Sonderrecht Ausführen/Auswerten wie x, zusätzlich besteht ein Sonderrecht.
S oder T nur Sonderrecht Es besteht ein Sonderrecht, aber kein Basisrecht zum Ausführen bzw. Auswerten.

In dem Beispiel oben darf der Eigentümer alles mit der Datei machen (Lesen, Schreiben, Ausführen); ebenso Mitglieder der Arbeitsgruppe. Jeder andere darf Lesen und Ausführen. Zusätzlich gilt SGID.

Achtung!

Außerhalb seines Heimverzeichnisses und des Verzeichnisses /tmp für temporäre Dateien sollte man mit dem Ändern von Dateirechten sehr vorsichtig sein. Dass viele Dateien und Verzeichnisse root gehören und sich deshalb mit Benutzerrechten nicht verändern lassen, hat seinen Grund. Gerade unerfahrene Benutzer ruinieren sich ihr System, wenn sie unvorsichtig die Rechte von solchen Dateien ändern.

Sonderrechte

Für besondere Anwendungen gibt es noch drei zusätzliche Dateirechte:

Vergabe dieser Sonderrechte kann zu Sicherheitsproblemen führen.

Symbole für Sonderrechte
Zeichen Bedeutung Beschreibung
s (S) SUID Steht für „Setze Eigentümerkennung“ und sorgt bei einer Datei mit Ausführungsrechten dafür, dass dieses Programm immer mit den Rechten des Eigentümers der Datei läuft. Bei Ordnern ist dieses Bit ohne Bedeutung, da es aus technischen Gründen nicht funktioniert.
s (S) SGID Steht für „Setze Gruppenkennung“ und sorgt bei einer Datei mit Ausführungsrechten dafür, dass dieses Programm immer mit den Rechten der Arbeitsgruppe läuft. Bei einem Ordner sorgt es dafür, dass die Arbeitsgruppe an Unterordner und Dateien vererbt wird, die in diesem Ordner neu erstellt werden.
t (T) Sticky-Bit Das Sticky-Bit („Klebrig“) wird auf modernen Systemen nur noch bei Ordnern angewandt und erzwingt, dass darin erstellte Dateien oder Verzeichnisse nur vom jeweiligen Eigentümer gelöscht oder umbenannt werden können. Verwendet wird dies z.B. für /tmp. Der Eigentümer des Hauptordners behält allerdings das Recht zum Umbenennen und Löschen. In den meisten Fällen macht es nur Sinn bei Ordnern mit Schreibrecht für Arbeitsgruppe oder „sonstige Benutzer“ (z.B. 1777), um zu verhindern, dass andere Benutzer untergeordnete „fremde“ Dateien oder Ordner löschen oder umbenennen.

Die Symbole für die Sonderrechte erscheinen an der dritten Stelle der Zugriffsrechte, die normalerweise dem Zeichen x (für executable) vorbehalten ist, und ersetzen ggf. dieses. SUID und SGID werden anstelle des x für den Eigentümer bzw. die Arbeitsgruppe angezeigt, das Sticky-Bit anstelle des x für sonstige Benutzer. Wenn das entsprechende Ausführungsrecht auch gesetzt ist, wird ein Kleinbuchstabe verwendet, ansonsten ein Großbuchstabe.

Die Sonderrechte werden zwar bei der symbolischen Darstellung der Rechte jeweils innerhalb der Angaben für eine Benutzerklasse notiert, gelten jedoch für alle drei Benutzerklassen.

Für weitere Einzelheiten zu den Sonderrechten siehe auch Setuid, Setgid und Sticky Bit.

Achtung!

Vor allem SUID sollte nur mit äußerster Vorsicht angewandt werden!

Bei Dateien im Eigentum von root ist SUID zu setzen besonders gefährlich, denn dann kann jeder diese mit dessen Rechten bzw. Fähigkeiten starten. Schwachstellen im jeweiligen Programm können dann dazu ausgenutzt werden, vollständigen Root-Zugriff auf das gesamte System zu bekommen. Nur bei wenigen Programmen, die darauf ausgelegt sind, ist dieses Bit gesetzt (z.B. sudo oder su).

Hinweis:

Bei Shellskripten wird SUID aus Sicherheitsgründen ignoriert, vgl. auch Allow setuid on shell scripts 🇬🇧.

⚓︎

Standard-Einstellung und Maskierung

In jedem Ubuntu-System gibt es für jeden Benutzer einen individuellen Standardwert für die Zugriffsrechte bei neu erstellten Ordnern und Dateien. Dieser wird bei der Anmeldung des Benutzers gesetzt. Er kann in einem Terminal mit dem Befehl umask abgefragt und auch temporär geändert werden.

Befehl Ausgabe Beschreibung
umask
0002
Darstellung als Oktalzahl. Die erste der vier Ziffern repräsentiert hierbei Sonderrechte, die anderen drei die Basisrechte für Eigentümer, Arbeitsgruppe und sonstige Benutzer. Dies ist eine Anzeige der für neue Dateien verweigerten (!) Rechte.
umask -S
u=rwx,g=rwx,o=rx
Darstellung in symbolischer Form. Das „u=“ steht für "user" (Eigentümer), das „g=“ für "group" (Arbeitsgruppe) und das „o=“ für "other" (sonstige Benutzer). Hinter dem Gleichheitszeichen stehen die jeweiligen Rechte. Dies ist eine Anzeige der tatsächlich für neue Dateien vorgesehenen Rechte.

Der Artikel umask beschreibt Möglichkeiten zu temporären oder dauerhaften Änderung des Wertes.

Datei ausführbar machen

Mitunter muss man eine (heruntergeladene) Datei ausführbar machen. Am einfachsten geht das in einem Dateimanager mit rechte Maustaste "Eigenschaften → Zugriffsrechte (bzw. Berechtigungen)". Mehr Information in Rechte/Dateimanager und chmod.

Intern

Extern