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PRIME

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Dave Airlies "PRIME" bezeichnet die in RandR 1.4, Kernel und X-Stack eingeflossenen Erweiterungen, die es auf Systemen mit mehreren GPUs erlauben auszuwählen, welche GPU die Grafik berechnet und welche GPU die Grafik darstellt. Hierbei schreibt bei Bedarf (grafikintensive Anwendungen auf der leistungsstärkeren GPU) die berechnende GPU in den Bildspeicher der darstellenden GPU. Somit lässt sich bei Notebooks mit Hybridgrafikkarten auch eine GPU nutzen, die nicht direkt mit einem Bildschirm "verdrahtet" ist. Auf Desktopsystemen mit einer in die CPU integrierten GPU und einer zusätzlichen Grafikkarte lassen sich beide GPUs und deren Treiber parallel an einem XServer nutzen.

Aufgrund lizenzrechtlicher Probleme mit der Kernelschnittstelle ließ sich PRIME anfänglich nur mit den freien Grafiktreibern (nouveau, radeon, Intel) nutzen, bis Nvidia eine eigene Schnittstelle in den Kernel implementierte: nvidia-prime. Diese wird genutzt, um ein Zusammenspiel des proprietären Nvidia-Treibers mit dem Intel-Treiber zu ermöglichen.

Verwendung der freien Grafiktreiber

Anwendungen auf der Nvidia-/AMD-GPU können durch das Präfix DRI_PRIME=1 gestartet werden. So lautet z.B. der Befehl [1] für das Spiel OpenArena:

DRI_PRIME=1 openarena 

Als weiteres Beispiel glxinfo:

DRI_PRIME=1 glxinfo | grep OpenGL 

was den freien Treiber zeigen sollte. Beispielausgabe (hier nouveau auf der Nvidia-GPU NVC1):

OpenGL vendor string: nouveau
OpenGL renderer string: Gallium 0.4 on NVC1
OpenGL version string: 3.0 Mesa 9.0
OpenGL shading language version string: 1.30

Zum Vergleich den Intel-Treiber auf der integrierten GPU (hier Ironlake M):

glxinfo | grep OpenGL 
OpenGL vendor string: Intel Open Source Technology Center
OpenGL renderer string: Mesa DRI Intel(R) Ironlake Mobile 
OpenGL version string: 2.1 Mesa 9.0
OpenGL shading language version string: 1.20

Voraussetzungen

  • Sollte eine 3D-Anwendung mit nouveau oder radeon als Provider nur ein schwarzes oder gestörtes Fenster anzeigen, kann es helfen, das Fenster zu vergrößern oder zu verkleinern oder die Anwendung zuerst auf der Intel GPU zu starten, um eine andere Auflösung oder Vollbild zu wählen und diese zu speichern.

Proprietärer Treiber nvidia-prime

./nvidia-prime-profiles-1.jpg

Zur Zeit ist es nicht wie mit den freien Treibern möglich, den Desktop von der stromsparenden integrierten GPU berechnen zu lassen und nur bei Bedarf anwendungsgesteuert die leistungsstärkere dedizierten GPU zu starten. Allerdings kann man den gesamten Desktop von der dedizierten GPU berechnen lassen, die dann die integrierte zur Darstellung nutzt. Hierbei hat man die bestmögliche Grafikleistung, allerdings sinkt die Akkulaufzeit dementsprechend. Als Einschränkung ist ein Tearing zu erwähnen, was z.B. beim Scrollen, Verschieben von Fenstern und schnellen Ego-Shootern auffallen kann.

Es ist sowohl die Nutzung von LightDM als auch GDM möglich. Voreingestellt ist bei Ubuntu (Unity) lediglich LightDM. Architekturbedingt muss beim Einsatz von KDM/GDM im Anmeldebildschirm der Neustart vom X-Server getätigt werden, damit die Umschaltfunktion greift.

Installation

Das Paket nvidia-prime wird auf Nvidia_Optimus-Laptops automatisch installiert, wenn man im restricted-driver-manager einen Nvidia-Treiber auswählt und installiert.

Neustart

Nach einem Systemneustart greift die Änderung. Der gesamte Desktop wird dann von der Nvidia-GPU gerendert, was der Befehl

glxinfo | grep renderer 

zeigt.

Umschalten zwischen den Grafikchips

Das Paket nvidia-prime bringt einen Umschaltbefehl mit, der auch über einen Eintrag in Nvidia-Settings zu finden ist (siehe Abbildung oben) oder im Terminal Verwendung finden kann. Nach dem Wechsel ist es erforderlich, sich neu anzumelden. Der einfachste Befehl ist:

prime-select query 

Dieser gibt aus, welche Grafiklösung zur Zeit aktiv ist. Das Umschalten funktioniert ähnlich:

sudo prime-select intel 

beziehungsweise

sudo prime-select nvidia 

Damit lässt sich das Umschalten inklusive Abmelden in ein Script verpacken, welches einfach vom Desktop per Doppelklick ausgeführt werden kann. Zuerst ist etwas Vorarbeit nötig. Um kein Passwort eingeben zu müssen, legt man eine Konfigurationsdatei /etc/sudoers.d/50-prime-select mit folgendem Inhalt an:

%sudo ALL= NOPASSWD: /usr/bin/prime-select

## Leerzeile nicht vergessen!

Damit können Benutzer in der Gruppe sudo zwischen den Grafikchips wechseln, ohne ein Passwort eingeben zu müssen. Es ist natürlich möglich, auch eine andere Gruppe dafür zu erstellen, zum Beispiel um Kindern diese Möglichkeit zu bieten, ohne gleich komplette Administratorrechte zu verteilen. Mehr Hintergrundinformationen gibt es im Artikel zu sudo.

Nun kann man sich ein Skript anlegen, beispielsweise /usr/local/bin/prime-gpu-switcher, welches die GPU umschaltet und anhand der Desktopsession das passende Abmeldeverfahren aufruft:

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#!/bin/bash
gpu=$(prime-select query)

alternative=nvidia
if [ $gpu == $alternative ]; then
  alternative=intel
fi

titel="Prime GPU Switcher"
info="Aktuell aktive GPU: $gpu"
ask="Auf $alternative umschalten anschließend abmelden?"

f_logout() {
# Anhand der DESKTOP_SESSION das System und damit Abmeldeverfahren ermitteln.
# Wenn das nicht klappt, dann einfach selbst prüfen was korrekt wäre und dies eintragen.
 
  case "$DESKTOP_SESSION" in
#   Lubuntu mag es CamelCase und bietet keinen direkten Logout (immer mit prompt)
	Lubuntu)
	  lxsession-logout
	  ;;
	mate)
	  mate-session-save --logout
#	  mate-session-save --logout-dialog
	  ;;
#   diese Systeme haben das selbe Abmeldeverfahren, wobei gilt: ubuntu=unity
	gnome|ubuntu)
	  gnome-session-quit --logout --no-prompt
	  ;;
	xubuntu)
	  xfce4-session-logout --logout
	  ;;
#   KDE/Kubuntu ist mal wieder anders als alle anderen...
	/usr/share/xsessions/plasma)
	  qdbus org.kde.ksmserver /KSMServer org.kde.KSMServerInterface.logout -1 0 0
	  ;;
	*)
	  msg="Unbekannte Sessionart $DESKTOP_SESSION\n\nBitte Abmeldung selbst vornehmen!"
	  zenity --title="$titel" --warning --text "$msg"
	  ;;
  esac
}

if zenity --title="$titel" --question --text "$info \n\n$ask"; then
  sudo prime-select $alternative
  f_logout
fi

Damit das Skript funktioniert müssen diese Pakete installiert sein:

  • zenity

  • qt5-default (für KDE)

  • qdbus-qt5 (für KDE)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install zenity qt5-default qdbus-qt5 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://zenity,qt5-default,qdbus-qt5

Außerdem muss das Skript noch ausführbar gemacht werden:

sudo chmod +x /usr/local/bin/prime-gpu-switcher 

Für das Skript kann dann nach Gusto eine Verknüpfungen / Starter verwendet werden. Mehr Details finden sich im Artikel .desktop-Dateien.

Diese Revision wurde am 17. Mai 2021 07:19 von frustschieber erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: Übersicht, Energieverwaltung, Hardware, Grafikkarten, System