Freie Standards
Proprietäre Formate und Protokolle sind unfreie Formate und Protokolle. Sie sind so verbreitet, dass man oft gar nicht weiß, dass man sie nutzt. Sie sind nicht öffentlich dokumentiert, das heißt nur ihr Erfinder kennt ihr Geheimnis. Programme, die mit diesen Formaten und Protokollen umgehen können, werden allein vom Hersteller vertrieben und resultieren zumeist in einem Lock-in-Effekt für den Anwender und der Abhängigkeit von einem Monopolisten. Des Weiteren kann die Sicherheit eines geheimen Verfahrens nicht geprüft werden und wird meist über das umstrittene Konzept Security by obscurity erreicht. Zudem können ohne das Wissen des Anwenders Informationen verbreitet werden, die der Nutzer lieber nicht preisgeben möchte.
Es kann auch passieren, dass proprietäre Programme nicht mehr weiter gepflegt werden und man auf alte Daten später nicht mehr zugreifen kann, weil es auf einem neuen System kein geeignetes Programm mehr gibt. Es ist zwar mit großem Aufwand möglich, proprietäre Formate und Protokolle zu entschlüsseln, dies gelingt jedoch selten vollständig, so dass deren Nutzung mit freien Alternativprogrammen nie so gut funktionieren wird wie mit den unfreien Programmen, die speziell dafür geschrieben wurden.
Freie Standards dagegen können von jedem studiert sowie weiterentwickelt werden und sind daher nicht selten fortschrittlicher. Zudem wird ein freier Wettbewerb mit vielfältigen Anbietern gefördert. Daher werden hier in diesem Artikel proprietäre Formate und Protokolle und ihre freien Alternativen mit Konvertierungsmöglichkeiten oder "Brücken" gegenübergestellt.
Achtung!
Da die Verwendung anderer Formate und Protokolle immer dazu führen kann, dass diese mit bisher verwendeten Geräten oder Programmen nicht mehr verwendet werden können, sollte man sich vor der Umstellung über Kompatibilitäten und Inkompatibilitäten informieren und die Spalte "Kommentare" beachten.
Proprietäre Formate/Protokolle und freie, sowie offene Alternativen¶
Büro-/Office-Anwendungen¶
Mittlerweile unterstützen viele Online-Offices proprietäre Dateiformate. Sie laufen plattformunabhängig im Browser und eignen sich ebenfalls zum Konvertieren in freie Formate.
Formate für das Büro | ||||
Proprietäres Format | freie Alternative | Konvertierung/Brücken | offene Alternativen | Kommentar |
.doc (Microsoft Word Document) | .odt (OpenDocument Text) | .docx (ab Microsoft Word 2007) .txt (einfache Textdatei) .rtf (Rich Text Format) .pdf (Portable Document Format), .html (Hypertext Markup Language) | Als "quasi-Standards" bei Austauschformaten für komplexer formatierte Texte haben sich .rtf und .pdf etabliert. Im Internet hingegen dominiert die Auszeichungssprache HTML. E-Mails werden in der Regel als einfache Textdateien verschickt. | |
.xls (Microsoft Excel Spreadsheet) | .ods (OpenDocument Tabellendokument) | .xlsx (ab Microsoft Excel 2007) .pdf (Portable Document Format) .xhtml (Extensible Hypertext Markup Language) | Achtung bei Tabellendokumenten aus unbekannter Quelle, die mit Automatismen (Makros) versehen sind. Es besteht die Gefahr, das System mit einem Makrovirus zu infizieren. | |
.ppt (Microsoft PowerPoint) | .odp (OpenDocument Präsentation) | .pptx (ab Microsoft PowerPoint 2007) .pdf (Portable Document Format) .html (Hypertext Markup Language) | Profis benutzen die LaTeX-Klasse Beamer, um direkt PDF-Präsentation zu erstellen | |
.mdb (Microsoft Access) | .odb (OpenDocument Datenbank), .kexi | Base, Kexi | Mit ODBC existiert eine standardisierte Datenbankschnittstelle. | ODBC wurde ursprünglich für Windows entwickelt. Mittlerweile gibt es jedoch auch für Unix entsprechende Treiber, auch wenn diese meist nicht direkt vom Hersteller selbst stammen. |
.xps (XML Paper Specification) | nur lesen: Evince, Okular, MuPDF, Ghostscript | OpenXPS | wurde von Microsoft als Konkurrenz zu PDF entwickelt, ist jedoch kaum verbreitet und mittlerweile ein offener Standard |
Audio¶
Audioformate | ||||
Proprietäres Format | freie Alternative | Konvertierung/Brücken | offene Alternativen | Kommentar |
.wma (Windows Media Audio .asf (Advanced Streaming Format) .ra (Real Audio) | .ogg als Containerformat Vorbis als Codec | Audiodateien umwandeln | .mp3 (MPEG Audio Layer 3: patentrechtlich geschützt) .aac (Advanced Audio Codec: patentrechtlich geschützt) | Viele Musikabspielgeräte unterstützen zwar MP3, aber kein Ogg Vorbis ("MP3-Player"). Die Umwandlung von einem komprimierten Format in ein anderes kann zu Qualitätsverlusten führen. |
.wav (Microsoft Wave) | .ogg als Containerformat FLAC als Codec | Audiodateien umwandeln | Beide Formate speichern Audiosignale ohne Qualitätsverlust. FLAC ist noch nicht sehr verbreitet. |
Video¶
Videoformate | ||||
Proprietäres Format | freie Alternative | Konvertierung/Brücken | offene Alternativen | Kommentar |
.avi (Audio Video Interleave) - ein Containerformat z.B. für .divx (proprietär und patentrechtlich geschützt) .wmv (Windows Media Video) .mov/.qtvr/.qti/.qtif (Quick Time) .rv, .rm (Real Video, Real Media) | .mkv (Matroska) oder .ogg als Containerformat Theora und Dirac als Codec | Videobearbeitung | .mpg/.mpeg/.mp4 (Moving Picture Experts Group) MPEG1/2 MPEG4 (Xvid) H.264 (AVC, x264) | Die Umwandlung eines bereits komprimierten Formats in ein anderes, ebenfalls komprimiertes Format ist prinzipiell mit einem mehr oder minder wahrnehmbaren Qualitätsverlust verbunden. Dies gilt insbesondere für eine mehrmalige Konvertierung desselben Signals (Stichwort:Generationsverlust). |
Bilder¶
Grafikformate | ||||
Proprietäres Format | freie Alternative | Konvertierung/Brücken | offene Alternativen | Kommentar |
.wmf (Windows Metafile) | .svg (Scalable Vektor Graphics) | Inkscape | Eine Fülle von Cliparts im SVG-Format bietet das OpenClipArtLibrary-Projekt. |
Chat¶
Kommunikationsprotokolle | ||||
Proprietäres Format | freie Alternative | Konvertierung/Brücken | offene Alternativen | Kommentar |
ICQ, AIM, YIM, MSN/WLM (Instant Messenger) | XMPP (Jabber) | XMPP-Transporte (sind langsam und bieten oft keine vollständige Unterstützung des Protokolls) | Die Protokolle sind meist durch Reverse Engineering offen gelegt und machen die Nutzung von freien Multi-Protokoll-Klientprogrammen möglich. Solange die Protokolländerungen zeitnah rückentwickelt werden, gibt es keine Probleme. | Achtung: Einige Anbieter (ICQ, AIM, MSN) haben Mitschnitt-Klauseln in den Nutzungsbedingungen - Gegenstrategie: Verschlüsselung mit GnuPG oder Off-the-Record Messaging |
Skype (Internet-Telefonie) | die Jingle-Erweiterung von Jabber | keine: das Protokoll von Skype ist proprietär und wird aufwändig vor Reverse-Engineering-Versuchen geschützt | Das Session Initiation Protocol (SIP) ist weit verbreitet und es gibt zahlreiche kompatible Programme und Telefone: Internet-Telefonie | Mittlerweile hat sich ein großer Markt an SIP-Anbietern etabliert. Man sollte sich also gut überlegen, ob man sich wirklich von Skype abhängig machen möchte. |
Sonstiges¶
Sonstige Formate/Protokolle | ||||
Proprietäres Format | freie Alternative | Konvertierung/Brücken | offene Alternativen | Kommentar |
.rar (Roshal Archiver) .ace | .gz, .7z, .zip, .bz2 | Packprogramme | ||
.wpl | .xspf | .pls , .m3u | Dateiformate für Abspiellisten |
Links¶
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