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Pipemenü

Archivierte Anleitung

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./kontextmenue.png Eine Spezialfunktion des Fenstermanagers Openbox ist das sogenannte "pipe menu". Dahinter steckt ein Mechanismus, der ein externes Programm oder Skript aufruft und die Ausgabe/das Ergebnis des Programms/Skripts wieder an Openbox übergibt. Damit lassen sich dynamische (Unter-)Menüs erzeugen, da bei jedem Aufruf des Menüpunkts das Skript erneut abgearbeitet wird.

Diese Funktion wird erst vor dem Hintergrund verständlich, dass Openbox vom Konzept her ursprünglich auf das heute übliche Programm-Menü im Panel verzichtete und stattdessen das Kontextmenü rechte Maustaste zur Auswahl und zum Start von Programmen benutzte. Das Kontextmenü lässt sich mit einem Pipemenü um eigenen Funktionen erweitern und dem persönlichen Bedarf anpassen.

Nach ein wenig Grundwissen einige praktische Beispiele, was sich damit realisieren lässt. Weitere Ideen können gerne ergänzt werden.

Voraussetzungen

Unter Lubuntu muss man das Kontextmenü von Openbox erst aktivieren. Dazu klickt man den leeren Desktop mit der rechten Maustaste rechte Maustaste an und wählt den Punkt "Einstellungen → Fortgeschritten → Beim Klicken auf den Desktop die Menüs des Fenstermanagers anzeigen" aus (siehe auch LXDE Einstellungen (Abschnitt „Desktop“)).

Skripte

Neue Funktionen werden meist - aber nicht zwangsläufig - als Shell- oder Python-Skripte realisiert. Diese müssen irgendwo gespeichert werden. Zwar ist der Ort prinzipiell egal, aus Gründen der Übersichtlichkeit wird

  • ~/bin/ - im Homeverzeichnis des angemeldeten Benutzers (den Ordner ggfs. anlegen)

oder

  • /usr/local/bin/ - für eine systemweite Nutzung

empfohlen. Darüber hinaus müssen Shell-Skripte ausführbar [1] sein (bei Python-Skripten bisher nicht notwendig). Entweder benutzt man dazu einen Dateimanager oder den Befehl chmod in einem Terminalfenster [2]:

chmod 755 SKRIPTNAME.sh 

Einbindung in Openbox

Dazu editiert [3] man die Datei ~/.config/openbox/menu.xml. Ein Editor mit Syntax-Hervorhebung für XML, der die Übersicht erleichtert (z.B. Geany oder Medit), ist empfehlenswert.

Hinweis:

Unter Lubuntu muss zuerst:

  1. die Datei /usr/share/lubuntu/openbox/menu.xml nach ~/.config/openbox/menu.xml kopiert werden und

  2. die Verwendung von ~/.config/openbox/menu.xml in ~/.config/openbox/lubuntu-rc.xml aktiviert werden

Einträge in dieser Datei legen auch die Reihenfolge innerhalb des Kontextmenüs fest – je nachdem, ob etwas am Anfang oder am Ende steht, erscheint es am Anfang oder Ende des Kontextmenüs. Um das Einfügen zu erleichtern, hier ein Ausschnitt aus dieser Datei:

...
<item label="Firefox">
	<action name="Execute">
		<execute>firefox</execute>
	</action>
</item>
<separator/>
# ein neuer Pipemenü-Eintrag: 
<menu id="..." label="..." execute="..." />
#
<separator/>
...
Syntax für neue Pipemenü-Einträge
Parameter Erklärung
id="..." beliebig, muss aber eindeutig und nicht leer sein
label="..." Bezeichnung des Menü-Eintrags
execute="..." Pfad und Name des Skripts

Konkretere Hinweise finden sich in den einzelnen Beispielen.

Um eine neue Funktion verfügbar zu machen, muss Openbox neu gestartet werden:

openbox --reconfigure 

Alternativ kann man sich auch ab- und wieder neu anmelden.

Beispiele

Wiki/Icons/Tango/document-new.png

Neue Datei aus Vorlage

Die Dateimanager Nautilus und Thunar (PCManFM verwendet leider keine Vorlagen) bieten eine Funktion, um im gerade geöffneten Ordner eine neue Datei anzulegen. Diese Möglichkeit erreicht man über das Menü mit "Datei → Dokument anlegen" oder "Rechtsklick → Neues Dokument erstellen". Standardmäßig wird hier meist nur der Eintrag "Leere Datei" angeboten, mit dem man ein leeres Textdokument erstellen kann.

Um weitere Vorlagen zur Verfügung zu haben, kann man beliebige (leere) Vorlage-Dateien in den Ordner ~/Vorlagen/ im eigenen Homeverzeichnis abspeichern. Um z.B. eine Vorlage für LibreOffice Writer zu erstellen, speichert man einfach ein leeres Dokument als ~/Vorlagen/OpenOffice Dokument.odt. Eine kleine Auswahl an Vorlagen kann man hier ⮷ herunterladen und in den Vorlagenordner entpacken [4].

Das folgende Skript geht noch einen Schritt weiter. Nachdem man eine passende Vorlage ausgewählt hat, startet sofort das dafür zuständige Standardprogramm (dieses muss unter Umständen noch festgelegt werden, am einfachsten mit einem Dateimanager, dem Kontextmenü rechte Maustaste und "Öffnen mit..."). Außerdem wird das Paket

  • libgnome2-0

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install libgnome2-0 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://libgnome2-0

benötigt.

Skript

Vorlage für das Skript templates.sh:

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#!/bin/bash
#bad medicine to open templates, just like gnome!

function generate_template_menu {

ls ~/Vorlagen | while read; do

    echo '<item label="'"${REPLY}"'">'
    echo -n '<action name="Execute"><execute>'
    echo -n "gnome-open ~/Vorlagen/${REPLY}"
    echo '</execute></action>'
    echo '</item>'
  done
}

echo '<openbox_pipe_menu>'

generate_template_menu

echo '</openbox_pipe_menu>'

Quelle: David Barr - Openbox Pipemenu Scripts 🇬🇧

Über folgende Eintrag werden die Vorlagen in das Kontextmenü eingebunden:

<menu id="TemplatesPipeMenu" label="Vorlagen" execute="templates.sh"/>

Dateimanager

./places-menu.png Einen Dateimanager – zumindest für das eigene Homeverzeichnis – integriert das Shell-Skript bl-places-pipemenu 🇬🇧. Nachdem man es z.B. als ~/bin/bl-places-pipemenu oder /usr/local/bin/bl-places-pipemenu gespeichert hat, kann es über drei Variablen an den eigenen Bedarf angepasst werden:

# path to your "recent files" script, if you want to incorporate it:
#recent_script=/usr/bin/bl-recent-files-pipemenu
# Command to open folders at "Browse here..." - any file manager
open_folder_cmd=thunar
# Text editor of choice
text_editor=geany

Dann kann es über folgenden Eintrag ins Kontextmenü eingebunden werden:

<menu id="pipe-places-menu" label="Orte" execute="bl-places-pipemenu" />

./menu.png

XDG-Menü

Experten-Info:

Inzwischen sind zwei Pakete in den offiziellen Paketquellen enthalten, die eine mehr oder weniger identische Funktion besitzen:

Skript

Mit dem Python-Skript xdg-menu.py ist das komplette LXDE/start-here.png LXDE-Menü unten links (zusätzlich) über das Kontextmenü erreichbar.

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#!/usr/bin/env python
#
# Copyright (C) 2008  Red Hat, Inc.
#
# This program is free software; you can redistribute it and/or modify
# it under the terms of the GNU General Public License as published by
# the Free Software Foundation; either version 2 of the License, or
# (at your option) any later version.
#
# This program is distributed in the hope that it will be useful,
# but WITHOUT ANY WARRANTY; without even the implied warranty of
# MERCHANTABILITY or FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE.  See the
# GNU General Public License for more details.
#
# You should have received a copy of the GNU General Public License
# along with this program.  If not, see <http://www.gnu.org/licenses/>.
#
# Author(s): Luke Macken <lmacken@redhat.com>
#            Miroslav Lichvar <mlichvar@redhat.com>


import gmenu, re, sys
from xml.sax.saxutils import escape

def walk_menu(entry):
        if entry.get_type() == gmenu.TYPE_DIRECTORY:
                print '<menu id="%s" label="%s">' \
                        % (escape(entry.menu_id), escape(entry.get_name()))
                map(walk_menu, entry.get_contents())
                print '</menu>'
        elif entry.get_type() == gmenu.TYPE_ENTRY and not entry.is_excluded:
                print ' <item label="%s">' % \
                        escape(entry.get_name().replace('"', ''))
                command = re.sub(' [^ ]*%[fFuUdDnNickvm]', '', entry.get_exec())
                if entry.launch_in_terminal:
                        command = 'xterm -title "%s" -e %s' % \
                                (entry.get_name(), command)
                print '         <action name="Execute">' + \
                        '<command>%s</command></action>' % escape(command)
                print ' </item>'

if len(sys.argv) > 1:
        menu = sys.argv[1] + '.menu'
else:
        menu = 'applications.menu'

print '<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>'
print '<openbox_pipe_menu>'
map(walk_menu, gmenu.lookup_tree(menu).root.get_contents())
print '</openbox_pipe_menu>'

Quelle: Fedora Packages Git Repositories 🇬🇧

Über folgenden Eintrag wird das Skript ins Kontextmenü eingebunden:

<menu id="pipe-xdg-menu" label="Menü" execute="python ~/bin/xdg-menu.py" />

Openbox-Menu

Ab Ubuntu 14.04 besteht eine weitere sehr elegante Möglichkeit, vorhandene Programmstarter via Pipemenü verfügbar zu machen. Zuerst wird openbox-menu 🇬🇧 installiert:

  • openbox-menu (universe)

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install openbox-menu 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://openbox-menu

Über folgenden Eintrag wird das Programm anschließend ins Kontextmenü eingebunden:

<menu id="pipe-openbox-menu" label="Programme" execute="openbox-menu" />

Auf Wunsch können beim Programmaufruf weitere Parameter übergeben werden. Details sind der Manpage zu entnehmen.

Problembehebung

Manchmal kann es passieren, dass ein Skript eine bestimmte Komponente oder ein anderes Programm benötigt, ohne die es nicht funktioniert. Falls also beispielsweise das oben genannte xdg-menu.py nicht funktioniert, führt man das Skript in einem Terminal-Fenster [2] aus, um die Ausgabe zu überprüfen:

python ~/bin/xdg-menu.py 

Eine Fehlermeldung könnte z.B. so aussehen:

Traceback (most recent call last):
  File "bin/xdg-menu.py", line 22, in <module>
    import gmenu, re, sys
ImportError: No module named gmenu

Nun sucht man in der Paketverwaltung, ob ein entsprechendes Paket vorhanden ist und installiert es:

  • python-gmenu

Befehl zum Installieren der Pakete:

sudo apt-get install python-gmenu 

Oder mit apturl installieren, Link: apt://python-gmenu

Damit ist das Problem in diesem konkreten Fall behoben.

Diese Revision wurde am 8. Februar 2020 13:58 von Heinrich_Schwietering erstellt.
Die folgenden Schlagworte wurden dem Artikel zugewiesen: LXDE, Desktop, Shell, Openbox